Buchbesprechung: Stocks on the Move – Beating the Market with Hedge Fund Momentum Strategies

Andreas F. Clenow, CreateSpace Independent Publishing, 2015

In diesem Buch stellt Anlageprofi Andreas Clenow die wichtigsten Grundlagen einer Momentum-Strategie vor, wie sie in institutionellen Portfolios umgesetzt wird. Dies ist für Privatanleger sehr aufschlussreich, da sie viele Anregungen bekommen, wie sich ihr eigener Handelsansatz weiter verbessern lässt oder welche Dinge grundsätzlich zu bedenken sind.
    
Die Momentum-Strategie basiert auf der einfachen Idee, die Komplexität der Märkte zu reduzieren, indem rein auf Basis der relativen Kursentwicklung gehandelt wird. Viele wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass ein solcher Ansatz – anders als die meisten technischen Strategien – tatsächlich funktionieren kann. Wie der Autor argumentiert, basiert der Effekt (unter anderem) auf grundlegenden menschlichen Verhaltensweisen, weshalb Momentum wohl auch auf absehbare Zeit weiter funktionieren wird.

Allerdings ist es nicht leicht, die im Buch vorgestellte Strategie tatsächlich konsequent umzusetzen. Zum einen ist sie mit einem gewissen Zeitaufwand sowie regelmäßig anfallenden Transaktionskosten verbunden. Zum anderen ist die Entwicklung der Rendite im Zeitablauf durchaus volatil und auch Verlustjahre sind möglich. Im Idealfall werden in Bullenmärkten hohe Renditen erzielt und in Bärenmärkten wird davon möglichst wenig wieder verloren, woraus sich langfristig eine überdurchschnittliche Performance im Vergleich zum Aktienmarkt ergibt.

Zusammengefasst besteht die beschriebene Momentum-Strategie, angewendet auf den US-Markt, aus folgenden Schritten:

  • Ranking der Aktien anhand ihrer Werte der exponentiellen Regression über 90 Tage, multipliziert mit dem zugehörigen Bestimmtheitsmaß
  • Herausfiltern von Aktien, die unter ihrem Gleitenden Durchschnitt über 100 Tage liegen oder die im Ranking-Zeitraum eine Kurslücke von mehr als 15 Prozent aufgewiesen haben
  • Berechnen der einzelnen Positionsgrößen, indem zunächst der Kontowert mit einem festzulegenden Risikofaktor (zum Beispiel 0,1 Prozent) multipliziert und die Position anschließend anhand der Average True Range über 20 Tage skaliert wird
  • Neue Positionen werden nur dann eröffnet, wenn wir in einem Bullenmarkt sind; dieser ist dadurch definiert, dass der S&P 500 über dem Gleitenden Durchschnitt über 200 Tage notiert
  • Sind alle Vorbedingungen erfüllt, werden solange die Aktien aus der Ranking-Liste absteigend gekauft, bis das Portfolio voll investiert ist
  • Zweimal im Monat werden die Positionen an einem festgelegten Wochentag rebalanciert
  • Der Ausstieg aus einzelnen Positionen erfolgt, wenn sie aus dem Top-20-Prozent-Bereich der Momentum-Liste herausfallen oder der Kurs dem Gleitenden Durchschnitt über 100 Tage unterschreitet

Der gesamte Ansatz des Autors basiert auf klaren Regeln, sodass es keinen diskretionären Spielraum gibt. Im Buch werden weitere Details beschrieben, Ranking-Tabellen gezeigt und Chart-Beispiele erläutert. Der Autor weist darauf hin, dass man sich nicht haargenau an die Parameter halten braucht, die er vorstellt. Ähnliche Werte und vergleichbare Anwendungskonzepte funktionieren ebenfalls, da die Strategie robust und nicht überoptimiert ist.

Fazit

Andreas Clenow schafft es, eine komplexe Handelsstrategie Schritt für Schritt nachvollziehbar zu erklären. Das Buch beinhaltet am Ende ein großes Kapitel mit jährlichen Performance Reviews der einzelnen Jahre, in denen die Strategie am Markt umgesetzt wurde. Die ermöglicht es dem Leser, eine klare Vorstellung davon zu bekommen, welche Chancen und Risiken die Strategie bietet, mit welchem Aufwand sie verbunden ist und wie schwierig die konsequente Umsetzung aus psychologischer Sicht ist. In den einzelnen Kapiteln vermittelt der Autor außerdem viele nützliche Tipps zu angrenzenden Anlagethemen, was es zu einer Fundgrube an praxiserprobtem Wissen macht.


10 Erkenntnisse aus dem Buch:

  1. Aktienindizes sind letztlich sehr langfristige Momentum-Strategien
  2. Klassische Trendfolge funktioniert bei Aktien nicht, da die Korrelationen zu hoch sind
  3. Momentum-Strategien sollten bei Aktien nur auf der Long-Seite umgesetzt werden
  4. Das Ziel ist nicht die maximale Rendite, sondern die beste risikoadjustierte Rendite
  5. Feste Stopps haben meist einen negativen Einfluss auf die Gesamt-Performance
  6. Die Mantras aus der Technischen Analyse sind manchmal wahr und manchmal falsch; man darf sich nicht darauf versteifen, da diese Aussagen nur in gewissen Situationen gelten
  7. Entwickeln Sie ein festes Regelwerk, das gründlich getestet wurde und halten Sie sich daran; viele Trader lassen sich vom kurzfristigen Trubel vereinnahmen und untergraben damit ihren Ansatz
  8. Das Optimieren einer Handelsstrategie ist keine gute Idee; Sie müssen lernen, in groben Konzepten zu denken statt in exakten Zahlen und Details
  9. Bei der Umsetzung von Anlageportfolios ist der Risk-Parity-Ansatz der Gewichtung nach Marktkapitalisierung überlegen
  10.  Wer langfristig fortlaufend niedrige zweistellige Renditen pro Jahr erzielt, ist besser als fast alle Marktteilnehmer