Buchbesprechung: Trading-Psychologie - So denken und handeln die Profis

FinanzBuch Verlag, 2012

Nach Einschätzung von Norman Welz ist Trading zu 100% Psychologie. Die Tatsache, dass Menschen in bestimmten Situationen ähnlich reagieren, führt dazu, dass fast alle auch die gleichen Probleme haben. Ganz typisch ist die Angst vor Verlusten, weshalb das erste Kapitel mit einem Vergleich zu Angstpatienten einsteigt. Grundsätzlich kann Angst sinnvoll sein, aber im Trading führt sie oft zum Fehlalarm. Sie verhindert unseren Erfolg, da sie ungünstige Gedanken und Reaktionen auslöst. Wer aber seinem Risiko- und Positionsmanagement folgt, braucht rational keine Angst vor Verlusten haben.

Trader müssen außerdem akzeptieren, dass es das perfekte System nicht gibt. Dadurch fällt uns die Last von den Schultern, stets Recht haben zu müssen. Wir sind nicht unsere Trades, wir managen sie nur. Deswegen sollten wir uns auf das konzentrieren, was wirklich zählt: Konsequent das Richtige zu tun. Dies gelingt mit einfachen Strategien, bei denen man nicht viel denken muss und wo das Interpretieren des Kursverlaufs wegfällt. Ein häufiges Problem ist nämlich, dass wir uns glauben machen, die Kurse vorhersagen zu können. Es ist die Lösung unseres Verstands, um Unsicherheit zu beseitigen. Diese Vorhersagen haben aber nichts mit der Realität zu tun, denn die Unsicherheit bleibt bestehen, da wir die Kurse nicht beeinflussen können - egal wie sehr wir es versuchen.

Profis warten daher auf objektive Signale, handeln mit kleinem Risiko und stellen darüber hinaus keine Vermutungen an. Indem sie diesen Prozess immer wieder diszipliniert umgesetzt haben, konnten sie in ihrem Gehirn eine “Datenautobahn” errichten, die es ihnen ermöglicht, konsequent das Richtige zu tun. Deshalb geht es beim Trading zunächst darum, Sicherheit bei der Umsetzung eines Systems zu erlangen statt Geld zu verdienen. Ein guter Trick ist dabei, sich vorzustellen, wie ein erfahrener Trader in einer bestimmten Situation an unserer Stelle handeln würde. Dann finden wir schnell heraus, was die richtige Reaktion sein könnte.

Die meisten Menschen streben allerdings nach Sicherheit und fühlen sich wohl, wenn sie Kontrolle über eine Situation haben. Im Trading ist genau das nicht gegeben, da stets Unsicherheit herrscht. Viele Einsteiger versuchen, sich immer wieder neu in einen Chartverlauf zu vertiefen, Situationen umzuinterpretieren und neue Informationen zu suchen, um ihr Gefühl des Kontrollverlusts zu verringern. Letztlich verstärkt sich die Unsicherheit dadurch nur weiter. Man muss also lernen, Unsicherheit zu akzeptieren und aufhören, nach unmöglichem Perfektionismus zu streben. Die Lösung ist es, sein Trading so zu gestalten, wie man es emotional am besten aushalten kann.

Fazit

Das Buch zeigt auf, dass unser Gehirn das geeignete Denken fürs Trading erst erlernen muss, bevor es zur unbewussten Kompetenz werden kann. Man muss dazu immer wieder das Richtige zu tun und so die gewünschte Verhaltensweise festigen. Nützlich sind dafür feste Routinen und Checklisten, innere Bilder und Visualisierungen und, wie im Spitzensport, ein Trainer oder Coach. Zielführend ist auch die Frage, wie man sich beim Trading wirklich fühlen möchte und was getan werden muss, um das zu erreichen. Dies muss präzise in den Handelsplan eingearbeitet werden, damit klar ist, wann was wo wie zu tun ist. Das vermeidet, dass unser Verhalten von Emotionen bestimmt wird, die viel stärker wiegen als rationale Argumente.

10 Erkenntnisse aus dem Buch:

  • Das größte Problem im Trading ist die Angst
  • Unsicherheit ist an den Märkten unvermeidbar
  • Sicherheit bei der Umsetzung der eigenen Strategie ist entscheidend
  • Eine gute Strategie muss zur eigenen Persönlichkeit passen
  • Es gibt keine perfekte Handelsstrategie
  • Sammeln Sie Erfahrungen mit echtem Geld
  • Arbeiten Sie mit Ablaufplänen und Checklisten
  • Wir alle unterliegen bestimmten Verhaltenseffekten
  • Emotionen wiegen viel stärker als rationale Argumente
  • Arbeiten Sie mit positiven Bildern und Visualisierungen