QE und die Folgen für die Anleihenmärkte (Teil 3)

Rendite Zehnjährige Bundesanleihen bald negativ?

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen ist erstmal unter die Marke von 0,1% gefallen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass wie bereits die zwei-, die fünf- und auch Neunjährigen schließlich die Zehnjährigen unter null rutschen werden. Durch die EZB-Anleihenkäufe sind Bundesanleihen knapp geworden. Spiegelbildlich stieg der richtungweisende Euro-Bund-Future zum ersten Mal über 160 Punkte.

Bund Future, 4-Stunden-Chart

Das Phänomen der niedrigen und oft negativen Renditen ist auf dem gesamten europäischen Anlagemarkt zu beobachten. Auch bei Anleihen von Staaten, die vor kurzem noch als Pleitekandidaten galten wie Spanien und Portugal, notieren die Renditen im negativen Bereich. Kritiker des Anleihekaufprogramms der EZB weisen darauf hin, dass die Bondmärkte keineswegs mehr die potentiellen Risiken der Emittenten widerspiegeln. Außerdem sind die Renditen weder in den USA, noch in Großbritannien unter null gerutscht, obwohl auch diese Länder umfassende Aufkaufprogramme von Staatsanleihen durchgeführt haben.

Keine Spekulationsblase

"Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass niedrige Zinsen für eine lange Zeit den Nährboden für Ungleichgewichte bilden können", sagte EZB-Präsident Mario Draghi bei der Pressekonferenz vergangene Woche. Und er legte gleich nach: "Ich kann derzeit aber keine Beweise für eine Spekulationsblase erkennen." Die EZB hat gerade erst mit ihrem Aufkaufprogramm angefangen und stellt fest, dass das Programm äußerst erfolgreich angelaufen ist. Die Wachstumsprognosen für die Eurozone wurden nach oben korrigiert, was man an Ländern wie Deutschland, das geradezu strotzt vor Kraft, sehr gut ablesen kann.

Keine Crashgefahr

Auch der bekannte Ökonom Robert Schiller sieht keine Gefahr für einen Crash an den Anleihenmärkten. Nur, wenn die Zentralbanken ihre monetäre Politik urplötzlich verändern würden oder die USA einen großen Zinsschritt vornehmen würden, könnte dies passieren. Aber das ist nicht zu erwarten. Zentralbanker sprechen ihre Politik miteinander ab und man hat in den letzten Monaten beobachten können mit welcher Behutsamkeit FED-Chefin Yellen die Märkte auf eine erste Zinsanhebung vorbereitet. Schiller erwartet dann auch keine Verwerfungen an den Märkten, auch nicht bei schrittweisen Rentenanhebungen im Dollar-Raum.

EZB steht bereit.

Dennoch konnte auch Schiller nicht verhehlen, dass die EZB mit diesen historisch niedrigen (und negativen) Zinsen Neuland betritt. Wenn die Zinsen  in den letzten 20 Jahren in Japan sehr niedrig waren aber nie negativ wurden, ist die Frage gestattet, was sich in Europa im Augenblick abspielt? An der Entschlossenheit von Mario Draghi braucht nicht gezweifelt zu werden. Als er im Zuge der Eurokrise vor die Kameras trat sagte er bewusst, dass die EZB alles tun würde (whatever it takes) um den Euro zu retten. Und so geschah es.

Demografische Entwicklung ist die größte Gefahr

Manche Beobachter sehen im Anleihen Thema sowieso nicht die größte Gefahr. Der erfolgreiche US-Blogger John Mauldin macht „die größte Blase aller Zeiten“ ganz woanders aus.  Für ihn sind die Staatsverschuldung und die staatlichen Leistungsversprechen die größte Blase aller Zeiten. Sie wird böse enden. Regierungen werden nicht in der Lage sein, das zu zahlen, was sie versprochen haben. Es sind also die Ansprüche von Bürgern für Rentenzahlungen, die irgendwann auf Grund der demografischen Entwicklung nicht mehr bedient werden können, die Mauldin Kopfzerbrechen bereitet. Aber wer weiß. Vielleicht hat Mario Draghi auch für diesen Fall bereits eine Bazooka bereitliegen.