Buchbesprechung: New Trader Rich Trader 2 – Good Trades, Bad Trades

Steve Burns und Janna Burns, BN Publishing, 2014

 

Das Ziel des Buchs ist es, Lesern die richtigen Handelsprinzipien und den Unterschied zwischen konsistent guten und schlechten Trades vor Augen zu führen. Dabei geht der Autor im Stil einer Geschichte vor: Ein neuer Trader (New Trader) trifft sich regelmäßig mit einem deutlich älteren, erfahrenen, reichen Trader (Rich Trader). Die beiden sprechen über die Fortschritte des neuen Traders, wobei es nach und nach um verschiedene Fehler und Lösungsmöglichkeiten geht. Insgesamt lesen sich die rund 100 Seiten des Buchs ziemlich flüssig, auch weil man das Ende der Geschichte erfahren möchte.

 

Im ersten Teil geht es um das Management der eigenen Psychologie. Trading ist einer der wenigen Berufe, in dem selbst die besten Profis vergleichsweise geringe Trefferquoten haben und oft falsch liegen. Sie müssen gerade auch nach Misserfolgen am Ball bleiben, statt zuzulassen, dass es an ihrem Selbstvertrauen kratzt. Das ist nur mit Begeisterung fürs Trading möglich; wer die hat, den trennt im Prinzip nur die Zeit von seinen Zielen. Und nur mit dem Glauben an sich selbst kann das eigene Unterbewusstsein dafür sorgen, den richtigen Weg zu finden.

 

Im zweiten Teil geht es darum, wie man eine robuste Handelsmethode entwickelt. Das meiste Geld wird gemacht, wenn man dem Markt folgt, wohin er möchte. Nicht, indem man rät, hofft, oder gegen die Strömung kämpft. Reaktives Trading ist deshalb eines der größten Erfolgsgeheimnisse von Rich Trader. Erst, wenn der Markt an einem Widerstand einen Ausbruch macht, kann man erwarten, dass der Kurs deutlich höher geht. Vorher ist es genauso gut möglich, dass er abprallt und weiter zurückfällt. Ein reaktiver Trader wird daher immer auf die Signale des Marktes hören und entsprechend handeln, wenn sein Szenario bestätigt oder widerlegt wird. Entsprechend sind zum Beispiel Allzeithochs oder Allzeittiefs gute Einstiege für Ausbruchsstrategien von Trendfolge-Tradern. Hier ist es wichtig, lange genug im Trade zu bleiben. Man braucht bei dieser Strategie die großen Gewinne, um für die kleinen Verluste bezahlen zu können. Rich Trader schaut zum Beispiel auf einen starken Trend, der aus einer langen Konsolidierung bzw. Preisbasis heraus entsteht. Zwei seiner Lieblings-Setup sind 1) Wachstumsaktien, die vor Bekanntgabe von Quartalszahlen aus einer 1-monatigen Preisbasis nach oben auf neue Allzeithochs ausbrechen und 2) Aufwärts-Gaps von Wachstumsaktien nach Bekanntgabe von Quartalszahlen.

 

Im dritten Teil geht es darum, Risiken angemessen zu managen, um dauerhaft im Spiel zu bleiben. Das Risiko-Management ist die letzte und wichtigste Instanz und entscheidet darüber, ob wir es als Trader schaffen oder nicht. Die Ursache von gegen die Wand gefahrenen Konten liegt in zu hohen Positionsgrößen oder großen Kursveränderungen, und manchmal in der Kombination aus beidem. Außerdem sollte man in Drawdowns aufpassen, da hier der Markt gerade nicht zur gehandelten Strategie passt. Man sollte deshalb kleiner traden und geduldig sein, bis sich die Marktdynamik wieder ändert. Es geht darum, in einer Verlustserie so wenig wie möglich zu verlieren, statt zur falschen Zeit Gas zu geben. Der Weg aus einem Drawdown ist es, sich an den Plan zu halten, statt zu versuchen, ein Held zu sein und sich mit wenigen Trades schnell wieder heraushandeln zu wollen.

 

Wie viele andere Dinge im Leben ist Trading etwas sehr persönliches. Rich Trader vergleicht es mit einer Dating-Beratung. Um von einem Coach zu lernen, wie man einen Partner findet und eine glückliche Ehe führt, gibt dieser dem Kunden schließlich auch nicht seine eigene Frau. Stattdessen lehrt er die universellen Prinzipien, die funktionieren und die der Kunde entsprechend auf eigene Art und Weise umsetzen muss. Diese Prinzipien sind in einer Beziehung Kommunikation, Respekt und Romantik. Im Trading sind es Risiko-Management, Psychologie und Strategie.

 

Fazit

Das Buch verdeutlicht wichtige Trading-Prinzipien anhand von Gesprächen zwischen einem Anfänger und einem erfahrenen Trader. Letztlich versucht jeder, auf seiner Zeitebene einen Trend zu erwischen. Dabei muss man Kursrisiken, Emotionen und das eigene Ego managen. Der Grund, warum Rich Trader Geld verdient ist, dass er einer der besten Experten der Welt ist für die Märkte, die er handelt und die Methode, die er anwendet.

 

 

10 Erkenntnisse aus dem Buch:

  • Der Trader ist das schwächste Glied jeder Handelsstrategie und damit der entscheidende Faktor für den Erfolg
  • Trader müssen lernen, wie Unternehmer ihrem Plan zu folgen, statt sich von Emotionen beherrschen zu lassen
  • Handelsregeln sind dazu da, den Trader vor sich selbst zu beschützen und einem robusten Prozess zu folgen
  • Unsere Stimmung und unser Selbstvertrauen dürfen nicht von einzelnen Trading-Ergebnissen abhängen
  • Verluste sollten uns neugierig machen, statt uns in eine Vertrauenskrise zu stürzen
  • Echte Trader stellen ihre Identität nicht infrage oder geben auf, wenn es mal nicht so gut läuft. So wie ein Bauer nicht aufhört, Bauer zu sein, nur weil eine Ernte scheitert
  • Trader müssen auch Spaß an ihrem Beruf haben, statt unglücklich zu werden oder zu viele negative Gedanken zu entwickeln
  • Top Trader haben die Fähigkeit, im Echtzeithandel das umzusetzen, was sie sich zuvor zu tun vorgenommen haben, als der Markt geschlossen war
  • Gute Trader haben gelernt, Kursbewegungen möglichst objektiv und unabhängig von ihren offenen Positionen zu beurteilen
  • Wir verdienen kein Geld, indem wir irgendwie aktiv sind, sondern nur, indem wir das Richtige tun. Und manchmal ist es eben das Richtige, nichts zu tun