Ein oft vorkommender Fehler bei vielen Tradern ist: zu viel Geduld. Geduld mag beim Investieren eine Tugend sein, beim Traden ist sie es in der Regel nicht. Wenn eine Position, die gerade gekauft wurde, erstmal in dem Verlust steht, kann sie selbstverständlich wieder ins Plus drehen. Sie muss es aber nicht. Besser gesagt: oft wird sie es nicht. Und jetzt wird’s hart. Haben Sie als Trader die Kaltschnäuzigkeit, eine gerade gekaufte Position, wieder zu schliessen, WEIL sie in dem verlust steht?
Was ist ein Trader?
Anlegern, die eine Aktie kaufen auf Sicht von Monaten, vielleicht von Jahren, würde es als absurd erscheinen, eine Position, die „leicht“ in dem Verlust steht, wieder zu verkaufen. Man muss eben Geduld haben an der Börse. Diese Angewohnheit kann für einen Trader fatal sein. Wir wollen hiermit nochmals den Begriff Trader definieren: Ein Trader ist ein Mensch, der an der Börse schnell kleine Verlustpositionen schliesst und gewinnbringende Positionen möglichst lange hält. Wären Sie mit dieser Definition einverstanden?
Vielleicht klingt Ihnen diese definition zu simpel? Aber ist sie nicht die genaue Umsetzung der goldenen Börsenregel: Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen.
Was ist ein Stop?
Jetzt werden Sie vielleicht einwenden, dass Sie Ihre Positionen mit sinnvollen Stop-Orders versehen haben, somit jederzeit vor großen Verlusten geschützt wären. Bravo! Sie haben hiermit bestimmt den ersten Schritt zu einer erfolgreichen Börsenkarriere gemacht. Dennoch wollen wir den Sinn von Stop-loss-Order etwas genauer anschauen. Wir definieren einen Stop-loss-Order als eine Kapitalschutzmaßnahme. Der Stop schützt Sie vor größeren Verlusten. Und wenn dieser ausgelöst wird, ist es gut und recht, dass Sie aus dem Markt gehen.
Verlustpositionen schnell schliessen!
Wir betonen Kapitalschutzmassnahme. Das heisst, ein Stop ist der LETZTE Rettungsring, wenn alles davor schon schiefgegangen ist. Es ist sozusagen, Ihre Versicherung, die einspringt, wenn das Porzellan schon zerschlagen ist. Und hier kommt der Trader. Selbstverständlich schützt der Stop dem Trader vor größeren Verlusten und ist sinnvoll. Doch wenn wir auf unsere Definition eines Traders genau hören: Ein Trader, ist ein Mensch, der an der Börse schnell kleine Verlustpositionen schliesst. Halt! Hier steht: schnell!. In diesem kleinen Wörtchen kann der Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren liegen. Schauen wir unterstehendes Beispiel genauer an.
Eurostoxx50-Index
Der Trader ist in dem Eurostoxx50 eine Shortposition eingegangen (roter Pfeil). Er hofft also, dass dieser Markt tiefer gehen wird, warum auch immer. Jetzt eröffnet der Markt am nächsten Tag tatsächlich etwas tiefer, aber die Anfangsverluste werden im Tagesverlauf wieder aufgeholt, sodass die Position am Abend dieses Handelstages gerade mal breakeven steht. Damit nicht genug. Der Tag darauf eröffnet der Eurostoxx50-Index höher, und somit steht die Position im Verlust. Nach zwei Tagen hat sich die Einschätzung des Traders nicht erfüllt.
Zu lange warten ist meistens fatal
Zwar ist der Verlust klein (die Volatilität war zu diesem Zeitpunkt gering), und also macht sich der Trader wenig Sorgen. Aber wie Sie sehen, stieg der Eurostoxx50 in den Handelstagen darauf stetig an, um dann wieder zurückzukommen. Der Trader erhielt sogar eine zweite Chance, die Position im Breakeven zu schliessen, tat es aber nicht. Er blieb gut 14 (!) Handelstage im Markt. Mal war die Position leicht im Plus, mal leicht im Minus. Und dann am 15. Tag passierte es. Der Markt stieg kräftig an und erreichte ein neues Hoch (roter Kreis). Hier griff der Stop, und die Position wurde mit Verlust geschlossen.
Sie werden bestimmt einsehen, dass dies nicht zwingend nötig gewesen wäre. Abgesehen vom Nervenkrieg, der 14 Tage lang anhielt, hätte es womöglich bessere Gelegenheiten gegeben als diese Position. Der erste kleine Verlust wäre die bessere Wahl gewesen. Und sie ist es meistens, wenn die Position erst mal im Verlust steht.