Gap-Close, eine interessante Daytrading-Strategie (Teil 1)

Gap-Close, eine interessante Daytrading-Strategie (Teil 1)

 

Kurslücken als Trading-Chance

Futures-Märkte eröffnen den Handelstag oft mit einem Gap. Der  Eröffnungskurs des neuen Tages liegt also höher (oder tiefer) als der Schlusskurs des Vortages. Diese Kurslücke wird Gap genannt und wird in vielen Fällen irgendwann im Laufe des Tages geschlossen. Wenn er einige Regeln beachtet, kann ein gewiefter Trader aus dieser Tatsache Kapital schlagen. In dieser Artikelreihe wollen wir diese Trading-Regeln besprechen.

Nur zwei von vier Gap-Arten interessant

In der Trading-Literatur werden meist vier Gap-Arten besschrieben: Ausbruchs-Gap, Fortsetzungs-Gap, Erschöpfungs-Gap und das gewöhnliche Gap. Die ersten zwei werden oft gar nicht oder sehr spät geschlossen, weswegen wir uns als Intraday-Trader vor allem auf die letzten zwei konzentrieren werden. Beim Erschöpfungs-Gap „erschöpft“ sich der laufende Trend allmählich. Hier entsteht die Kurslücke trotz der eingetreten Schwäche im Trend, weswegen die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, dass sie auch geschlossen wird. Das gewöhnliche Gap dagegen ist eine Lücke, die sich in einem stabilen Trend ereignet. Sie wird   meistens auch geschlossen und ist für den Trader von daher am profitabelsten, wenn sie auftritt.

Kaum statistische Belege

Da sehr viele Trader Gaps traden, gibt es eben auch sehr viele Gap-Close-Theorien, die aber meist statistisch nicht belegt sind. Es ist von daher gar nicht erwiesen, ob eine bestimmte Gap-Art in einem Future intraday öfter geschlossen wird oder nicht. Ausserdem wäre dann noch die Frage zu beantworten, wie weit ein Trade ins Minus gehen darf, bevor der Trader die Reißleine zieht. Ab welchem Punkt sollte ein Gap-Trade in Betracht gezogen werden?

Gutes CRV macht Gap-Trading profitabel

Obwohl Gap-Close-Trading auf dem ersten Blick eine einfache Strategie zu sein scheint, ist die Komplexität ihres Risikomanagements nicht zu unterschätzen. Wir sind aber trotzdem der Meinung, dass Gap-Close-Trading sehr profitabel sein kann, ungeachtet der fehlenden statistischen Wahrscheinlichkeit. Gerade wenn der Trader deutliche Regeln der Verlustbegrenzung aufstellt, kann die Stärke des Chance-Risiko-Verhältnisses ihre Wirkung zeigen. Wir wollen dies mit den nachfolgenden Beispielen illustrieren.

Mini-Dow Future, 5-Minuten-Chart

Gap Close Mini Dow Chart

Dieses Beispiel im Mini-Dow-Future zeigt das Potenzial des Gap-Close-Tradings sehr anschaulich. Die horizontale blaue Linie oben repräsentiert den Schlusskurs vom Vortag (22.30 Uhr MEZ). Wir sehen, dass der Dow an dem Tag etwa 140 Punkte tiefer eröffnet (um 15.30 Uhr MEZ). Da der Dow sich übergeordnet in einem Aufwärtstrend befand, konnten wir von einem gewöhnlichen Gap, eine vorübergehende Schwäche ausgehen. Die Entschlossenheit, mit der der Markt die Lücke anschliessend schloss, illustriert diese Tatsache sehr anschaulich. Kurz nach der Eröffnung eilten die Kurse schon in Richtung des Schlusskurses des Vortages. Der Trader war in der Lage, einen beachtlichen Gewinn zu erzielen. 

Gewinne mitnehmen!

Natürlich tritt dieser „ideale“ Fall nicht immer auf. Wir empfehlen von daher  die Hälfte der Position beim 50 % Retracement (roter Pfeil) zu schließen. Dieses Fibonacci-Level wird berechnet ausgehend vom Schlusskurs bis zum ersten Eröffnungskurs des neuen Handelstages. Sollte ein Trader mit 2 Future-Kontrakten handeln, könnte er beim 50 %-Retracement einen ersten Kontrakt verkaufen. Den zweiten Kontrakt wurde dann auf der Höhe des Schlusskurses des Vortages verkauft (blaue Line).

In einem zweiten Artikel wollen wir einige problematischere Fälle beim Gap-Close-Trading besprechen.