Der Home Bias beschreibt den Effekt, dass viele Anleger dazu neigen, besonders stark an ihrem Heimat-Aktienmarkt zu investieren. Beispielsweise wird ein deutscher Trader vor allem deutsche Aktien handeln, ein amerikanischer Trader dagegen US-Werte. Das kann so weit gehen, dass ausschließlich Werte aus dem eigenen Land betrachtet werden.
Das entscheidende Problem am Home Bias ist, dass die Anlagemöglichkeiten von Vornherein deutlich eingeschränkt werden. Nach klassischer Portfoliotheorie ist dies ein Nachteil, da eine Streuung auf verschiedene Anlageregionen sowie Anlageklassen, die sich teils unabhängig voneinander entwickeln, zu höheren Renditen bei gleichem Risiko führen kann. Aber auch im kurzfristigen Trading ist der Home Bias ein Thema, da auf diese Weise die Anzahl der potenziell lukrativen Setups eingeschränkt wird. Das wiederum kann zur Folge haben, dass mangels guter Möglichkeiten auch Positionen mit weniger attraktivem Chance/Risiko-Profil eingegangen und entsprechend schlechtere Ergebnisse erzielt werden.
Früher ließ sich der Home Bias dadurch begründen, dass die Transaktionskosten für ausländische Aktien höher lagen oder es schwierig war, deren Charts und Fundamentaldaten zu analysieren oder sie überhaupt handeln zu können. Heute sind diese Argumente kaum noch relevant. Zwar haben viele Trader das Gefühl, über heimische Unternehmen besser Bescheid zu wissen, aber dies ist in der Regel ein Trugschluss. Auch das Argument des Wechselkursrisikos ist kaum haltbar, da sich aus der Veränderung der Devisenkurse auch eine zusätzliche Chance ergeben kann.