Dieser psychologische Effekt lässt sich anhand einer einfachen Frage beschreiben: Wenn die Realität einem Trader zeigt, dass er nicht so gut ist wie gedacht, wird er seine Defizite dann erkennen und Demut für den Markt entwickeln?
Die Antwort ist: Ja, aber dieser Prozess dauert eine ganze Weile. Denn der menschliche Verstand eine Methode entwickelt, um auch bei offensichtlichem Scheitern weiterhin selbstbewusst agieren zu können. Dieser Effekt ist die Selbstattribution: Während man Erfolge persönlichen Faktoren wie etwa dem eigenen Können zuschreibt, werden Misserfolge auf externe Faktoren abgewälzt (Zufall, Pech, schlechten Tag gehabt).
Mit anderen Worten und überspitzt ausgedrückt: Wenn es gut läuft, dann liegt das natürlich am Trader selbst. Wenn es schlecht läuft, dann konnte er nichts dafür. Geht der Trade schief, ist der
Markt schuld. Klappt alles wie geplant, lag das an der überragenden Analyse. Auf diese Weise lässt die Selbstattribution vor allem unerfahrene Trader glauben, dass sie viel besser sind, als es tatsächlich der Fall ist. Die Ursache für dieses Denken ist, dass man zufällige Ereignisse je nach Ergebnis (unbewusst) auf- oder abwertet.
Verhaltenseffekte wie Overconfidence und Selbstattribution scheinen aus dieser Sicht ein Problem für Trader zu sein. Aber es gibt auch eine positive Seite. Diese Effekt helfen Anlegern, länger optimistisch zu bleiben und ihr Selbstvertrauen fürs Trading zu wahren. So schaffen sie es, länger am Ball zu bleiben und auf ihrer Lernkurve weiter nach oben zu kommen. Würde man dagegen immer knallhart erkennen, wie viel am Markt wirklich dem Zufall überlassen bleibt und wie wenig Einfluss man eigentlich hat, würden die meisten wohl viel schneller desillusioniert die Flinte ins Korn werfen.