Warum der Drawdown dazugehört (Teil 1)

Nur die Gewinnseite in Erwägung gezogen

Es ist nur natürlich, dass jeder Trader nach Strategien mit hohem Gewinn-Potenzial Ausschau hält. Je höher die Gewinne, desto schneller wird mein Trading-Konto wachsen. Zumindest so lautet die Annahme. Dass bei diesem Gedankengang nur eine Seite der Medaille in Erwägung gezogen wird, ist etwas, was nur zu oft vergessen wird. Etwas professioneller gehen schon die Systementwickler an die Sache heran. Ihre Daten zeigen in Sekundenschnelle die Kehrseite des potentiellen Gewinns: der Maximale Drawdown.

Der Maximale Drawdown

Als Drawdown bezeichnet man der relative Wertverlust einer Anlage bis sie den Ursprungswert wieder erreicht. Deswegen sprechen Börsianer auch vom Maximalen Drawdown. Es handelt sich hierbei um den höchsten relativen Kursverlust, den eine Anlage ausgehend von einem bestimmten Ausgangspunkt verzeichnen wird. Der Trader sollte sich darüber hinaus im Klaren sein, dass der prozentuale Gewinn zur Erreichung des Ausgangsniveaus immer höher sein wird, als der zuvor erlittene prozentuale Verlust. Wer zum Beispiel 50% seines Kapitals verliert, muss bereits 100 % Gewinn machen, um die Ausgangslage wieder zu erreichen.

Den theoretischen Drawdown kennen

Dass jedes Trading-System – egal ob automatisiert oder diskretionär - nicht nur mit Gewinn-Reihen sondern genauso mit Verlust-Reihen konfrontiert wird, scheint eine Binsenweisheit zu sein. Aber wie viele Trader kennen den Theoretischen Drawdown ihres Systems? Dabei ist das Wissen um diese Kennziffer eine der entscheidenden Faktoren bei der Entscheidung, ob Sie dieses System oder diese Strategie überhaupt traden sollten. Auch wenn Sie vorhaben, nur reines „Price Action“ oder nach charttechnischen Mustern zu traden, sollten Sie dennoch versuchen, dahinter zu kommen, welches Drawdown-Potenzial ihre Strategie hat.

Backtests durchführen

Gute Trading-Software bietet heutzutage jedem Trader die Möglichkeit historische Backtests durchzuführen. Dies gilt im Übrigen auch für Strategien, die mit charttechnischen Mustern wie Ausbrüchen aus Ranges, Flaggen, Wimpeln und Dreiecken arbeiten. Bevor der Trader ins Blaue hinein anfängt, Chart-Muster zu traden, geben ihm einige Tests zumindest eine Ahnung, wie gut eine solche Strategie in den vergangenen zehn Jahren abgeschnitten hätte. Mehr. Er erhielte nicht nur eine theoretische Kapitalkurve, ihm stünden auch Daten über die Maximalen Drawdowns zur Verfügung. Wie groß waren sie? Wie lange haben sie gedauert? Und wie lange hat das System anschliessend gebraucht, um sich von dem Drawdown zu erholen? Wäre dies nicht wichtige Information, bevor der Trader überhaupt startet?

Der Profit Faktor als Kennzahl der Qualität

Der Maximale Drawdown ist auch eine wichtige Variable um den Profit Faktor der Strategie zu ermitteln. Dieser gibt dem Trader dann eine statistische Zahl, welche die Qualität seines Tradings wiedergibt. Wenn der Trader diese Zahl einmal hat, kann er prüfen, ob die von ihm gewählte Strategie mit seinen Erwartungen übereinstimmt. Genauer gesagt: diese Information gibt ihm Aufschluss darüber, ob das System mit seinen psychologischen Voraussetzungen übereinstimmt. Trendfollowing, zum Beispiel, gehört sicher zu den bewährten Strategien vieler Trader, vor allem in den Rohstoffmärkten. Aber nicht jeder Trader verfügt über die psychologische Voraussetzung, Drawdowns von bis zu 40 %, die über mehr als ein halbes Jahr andauern können, auszusitzen.

Zuerst die Größe der Drawdowns untersuchen

Die Untersuchung des Drawdowns sollte also vor jedem Start einer Börsen-Strategie stehen. Wenn der Trader weiß, dass er jederzeit eine Verlust-Reihe von bis zu 30% erwarten kann, sollte er natürlich sein Risiko-Management dementsprechend anpassen. Überdies bekommt er eine objektive Sicht darauf, wieviel Kapital für diese Strategie zur Verfügung stehen muss, wenn er am Ende der Laufzeit seine Gewinn-Ziele erreichen will.