Der Begriff „Gamblers Fallacy“ beschreibt einen klassischen Trugschluss, der ursprünglich bei
Spielern in Casinos beobachtet wurde. Angenommen, beim Roulette gäbe es keine grüne Null (damit es sich etwas leichter rechnen lässt). Die Wahrscheinlichkeit, dass rot oder schwarz kommt, ist dann jeweils 50 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass fünfmal in Folge rot oder schwarz kommt, beträgt also rund drei Prozent. Ein Ereignis, das nicht allzu häufig auftritt.
Was jetzt viele Spieler fälschlicherweise annehmen, ist, dass es nach einer solchen Serie wahrscheinlicher sei, dass beim nächsten Mal die jeweils andere Farbe kommt. Das ist aber nicht der Fall. Denn bei jedem einzelnen Durchgang ist die Chance auf schwarz oder rot immer genau gleich, nämlich 50 Prozent. Auch dann, wenn 20 Mal in Folge rot kam, ist beim 21. Durchgang die Chance auf schwarz trotzdem nur 50 Prozent. Das lässt sich auch ganz einfach mit Logik begründen: Die Roulette-Kugel hat schließlich kein Gedächtnis dafür, dass sie 20 Mal in Folge auf Rot gefallen ist.
Spieler in Casinos, die der Gamblers Fallacy zum Opfer fallen, wollen genau das nicht wahrhaben. Nach langen Serien wetten sie mit immer größeren Einsätzen (Verdopplungsstrategie) auf die andere Farbe. Das kann natürlich klappen – aber wenn es schief geht, und das wird es irgendwann, dann ist der Verlust riesig. Je nachdem, welche Quelle man nimmt, lag die maximale Anzahl der gleichen Farbe im Roulette bei unglaublichen 28 („Chance Rules“ von Brian Everitt, S. 57) oder gar 32 Durchgängen („Todays Gambling Myth“, Caesars.com).
Mit anderen Worten: Ein zufälliges Ereignis ist und bleibt ein zufälliges Ereignis. Ob es zuletzt mehr oder weniger häufig aufgetreten ist, ändert nichts an der Wahrscheinlichkeit beim nächsten Versuch. Angenommen, eine Trading-Strategie hat eine Trefferquote von 60 Prozent. Obwohl der Händler damit langfristig öfter gewinnen als verlieren sollte, muss er hin und wieder mit längeren
Gewinn- und Verlustserien rechnen. Fünf Fehl-Trades in Folge werden mit Sicherheit irgendwann auftauchen. Geht er Trade Nummer 6 mit höherem Risiko ein, da „jetzt langsam mal wieder ein Gewinn-Trade kommen muss“, so unterliegt er der Gamblers Fallacy. Solche Risikoerhöhungen können ein Trading-Konto schnell in den Ruin treiben, obwohl die Strategie selbst nur eine zufällige Verlustserie aufweist.