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1) Welche Märkte handeln Sie und auf welchen Zeitebenen?
René Wolfram: Ich trade alles, was sich bewegt. Angefangen beim S&P E-mini über Währungs-Futures bis hin zu Rohstoffen. Zeitebenen spielen in den meisten Fällen keine wesentliche Rolle. Das niedrigste, was ich handle, ist der 5-Minuten-Chart und das höchste der Wochenchart.
2) Wie effizient sind die Märkte aus Ihrer Sicht?
René Wolfram: Sie werden zunehmend effizienter durch die Technologisierung, die immer weiter voranschreitet. In den letzten Jahren resultiert das meines Erachtens nach besonders aus dem High Frequency Trading (HFT).
3) Wo sehen Sie Ihren konkreten Vorteil am Markt?
René Wolfram: Ich mache nicht das, was die Masse macht. Meine Methoden haben eine fundamentale Grundlage und/oder heften sich an die Fersen des großen Geldes, das auf eine bestimmte Art und Weise am Markt agieren muss (aufgrund der Größe) und bestimmte, regelmäßige Aktionen wie zum Beispiel Hedging durchführt. Auf Dauer habe ich so einen Gewinnvorteil.
4) Können Sie uns einen typischen Gewinn-Trade zeigen?
René Wolfram: Ein entscheidender Punkt ist das „Wann“ im Trading. Ich ziele zwar auf Intraday-Trends mit großem Potenzial ab, aber weiß, dass dies nicht an jedem Tag passieren kann. Deshalb habe ich bestimmte Filter entwickelt, die verhindern, dass ich zu oft auf Trends handle, wenn die jeweiligen Handelstage dafür voraussichtlich nicht attraktiv sind. Wenn ich ein Signal bekomme wie im beigefügten Chart auf Basis der Nonfarm Payrolls, dann steige ich direkt zu Beginn des Kassahandels (9:30 Uhr US-Zeit) ein und gehe per zeitbasiertem Ausstieg zum Handelsende raus.
5) Wie sieht ein typischer Verlust-Trade aus?
René Wolfram: Vom Grundprinzip sehr ähnlich. Ich habe immer einen festen Stopp und einen zeitbasierten Ausstieg im Markt, sodass ich dem Trade die Chance gebe, ein sehr großer Gewinner werden zu können. Je nach Markt und genauem Setup lässt sich sagen, dass sich 75 bis 80% der Trades weitgehend neutralisieren. Die einzelnen übrigen Trades machen dann die Performance aus. Ein typischer Verlust-Trade bewegt sich im Normalfall im unteren bis mittleren dreistelligen Dollar-Bereich.
6) Wie managen Sie Risiko und Chance einer Position beim Einstieg und danach?
René Wolfram: Ich gehe vergleichsweise kleine Positionen ein, sodass mich eine längere Serie schlechter Trades nicht aus dem Spiel nimmt. In den Strategien selbst sind die Stopps und die Ausstiegstechniken statistisch evaluiert. Das vielfach beachtete Chance/Risiko-Verhältnis spielt dabei keine Rolle, da es für mich ein Maß zum Selbstbetrug ist, womit man sich jeden Verlust im Nachhinein schön rechnen kann. Man muss dem Markt einen gewissen Spielraum geben, um nicht durch normale Zufallsbewegungen aus der Position geworfen zu werden. Die wichtigste Komponente dabei ist, jedem Trade die Chance zu geben, ein außergewöhnlich großer Gewinn zu werden.
7) Wie gehen Sie mit Ihren Gedanken und Emotionen im Trading um?
René Wolfram: Ich habe meinen Trading-Ansatz um meine Schwächen (Emotionen) herum konstruiert. Ich handle auf Basis von Statistiken, kann mich daran orientieren und transportiere meine Gedanken so in den rationalen Gehirnbereich – besonders dann, wenn Drawdowns oder außergewöhnlich große Gewinnserien auftreten. Sollte ich dann doch einmal einen Anflug von Emotionen spüren, weiß ich, dass ich dem auf gar keinen Fall nachgeben darf, da dies zuverlässig am Ende einer Entwicklung und unmittelbar vor dem Wechsel (aus Drawdown in Gewinnphase oder umgekehrt) auftritt.
8) Was war für Sie rückblickend die wichtigste Aha-Erkenntnis im Trading?
René Wolfram: Dass hinter jeder Bewegung, erscheine sie uns auch noch so seltsam und unlogisch, viel mehr fundamental starke Gründe stehen, als man denkt. Die Börse ist eigentlich sehr logisch, aber wir wissen selbst nach vielen Jahren immer noch nicht alles. Wir müssen demütig hinzulernen.
9) Was ist aus Ihrer Sicht der häufigste Fehler bzw. Trugschluss von Einsteigern?
René Wolfram: Viele haben völlig surreale Vorstellungen und glauben, dass Trading schnell, ohne Risiko und ohne Kenntnisse und Erfahrung zum Erfolg führt. Die Realität sieht natürlich anders aus. Da fällt mir auch kein Beruf ein, in dem man nicht eine mehrjährige Ausbildung absolviert. Man muss sich Schritt für Schritt auf der Gehaltsleiter vorarbeiten und braucht locker 4 bis 6 Jahre, ehe man wirklich nennenswert Geld verdient.
10) Sie waren früher sehr aktiv im Fußball. Welche Parallelen sehen Sie zwischen Sport und Börse?
René Wolfram: Sowohl im Leistungssport als auch an der Börse braucht es viel Training und ein Höchstmaß an Disziplin. Fast alle wirklich erfolgreichen Trader, die ich kennengelernt habe, sind auch sportlich sehr aktiv, laufen Marathons und so weiter.