Man kann die Dinge, die an den Finanzmärkten passieren, nicht vorhersehen. Vielleicht saßst du heute auch ungläubig vor dem Bildschirm, als es im DAX innerhalb von 3 Minuten plötzlich um 300 Punkte (!) abwärts ging. Keiner wusste, was los war. Kurz darauf Fahrstuhl nach oben, sodass die Bewegung nahezu wieder aufgeholt war. Selbst sonst zuverlässige Feeds wie "Breaking News" von CNN oder Reuters auf Twitter gaben keine Infos (außer, dass Papst Franziskus auf den Philippinen gelandet war, haha).
Inzwischen ist klar, dass der Crash auf die Freigabe des Wechselkurses EUR/CHF durch die Schweizer Notenbank zurückzuführen war. Übrigens senkte die Notenbank gleichzeitig den Zins von -0,25% auf -0,75% (was wohl erstmal keinen so richtig interessiert hat). Seit dem Hoch der Finanzkrise schwächte man den Schweizer Franken systematisch, um ihn gegenüber dem Euro nicht zu stark aufwerten zu lassen. Über 3 Jahre blieb der EUR/CHF brav nahe der anvisierten Marke von 1,20 - mit gelegentlichen Ausflügen in Richtung 1,25. Aber unter der 1,20er-Marke ließ die Notenbank nichts anbrennen und verkaufte den Schweizer Franken bis zum Erbrechen. Bisher. Denn seit heute ist Schluss mit dieser Politik.
Was heißt das nun für Trader? Long, Short, oder nichts tun? Interessant ist das Statement der Notenbank: Dort geht man davon aus, dass der Aufwertungsdruck des Frankens aufgrund der jüngsten massiven Euro-Schwäche und Dollar-Stärke abgenommen hat. Die Notenbank behauptet in ihrer Pressemitteilung, die künstliche Intervention sei nicht mehr nötig. [1] Nur die Märkte sahen das heute anders, als sie den EUR/CHF um rund 15% einbrechen ließen. Die Frage ist nun: Ist das eine Übertreibung nach unten? Fundamental sieht die Notenbank ihr Vorgehen gerechtfertigt, und der niedrigere Zins sollte zumindest etwas schwächend wirken. Technisch liegt das Tief aus dem Jahr 2011 bei ziemlich genau Parität zwischen EUR und CHF (konkret bei rund 1,006). Dort könnte sich eine Unterstützung und ein gutes Stopp-Loss-Level bieten. Klar, die Sache ist extrem riskant, und ich selbst traue mich ohnehin (noch) nicht ans Forex Trading heran, aber ein Long Trade könnte sich als extrem lukrativ erweisen. Man muss eben an das Statement der Notenbank glauben...
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Quellen:
[1] Schweizerische Nationalbank (SNB), Link zur Pressemitteilung (15.01.2015):