Handelsstrategien bekannter Trader: Specialist Trap (Richard Wyckoff)

Handelsstrategien bekannter Trader: Specialist Trap (Richard Wyckoff)

 

Richard Wyckoff (1873-1934) war ein erfolgreicher Spekulant. Nachdem er an den Märkten zu Reichtum gekommen war, hielt er sein Wissen in verschiedenen Publikationen fest. Unter anderem verfasste er einen Ausbildungskurs zum Aktienhandel. Viele Jahre später entdeckte der erfolgreiche Trader Larry Williams diese Dokumente in einer Bibliothek. Er studierte das Wissen von Wyckoff, was auch seinen Handelsstil beeinflusste.

Wyckoff vertrat die Ansicht, dass die Kurse „manipuliert“ sind – nicht jedoch gezielt durch einzelne Marktteilnehmer, sondern durch das kollektive Bewusstsein aller Akteure. Demnach sind gerade private Anleger regelmäßig dazu verleitet, zum falschen Zeitpunkt „mitspielen“ zu wollen. Eines dieser trügerischen Muster ist die Specialist Trap. Damit ist eine „Falle“ gemeint, die entsteht, wenn der Kurs einen unerwarteten Fehlausbruch macht.

Nehmen wir das Long Setup als Beispiel. Befindet sich der Kurs in einem starken Abwärtstrend und konsolidiert für 5-10 Tage, könnten viele Marktteilnehmer eine Bodenbildung vermuten. Wenn der Kurs jetzt aber unterhalb dieser Range auf einem neuen Tief schließt, wird die Mehrzahl der zuletzt bullischen Akteure verängstigt das Handtuch werfen. Einige Trader könnten sogar Short-Positionen aufbauen. Die Falle schnappt zu, wenn der Kurs innerhalb von 3 Tagen unerwartet wieder über das Hoch des Tages vor dem neuen Tief ansteigt.

Das, was eigentlich passieren sollte, ist in diesem Fall nicht eingetreten. Der Markt ist nach dem neuen Tief per Schlusskurs eben nicht weiter nach unten durchgerutscht, sondern wurde ganz im Gegenteil von starken Händen hochgekauft. Trader, die Short sind, müssen nun ihre Positionen glattstellen. Und viele andere, die von der plötzlichen Aufwärtsbewegung überrascht wurden und nicht investiert sind, könnten nun dem Kurs nachlaufen und für weiteren Kaufdruck sorgen.

Die Short-Seite funktioniert analog. Nach einem starken Aufwärtstrend entsteht eine Konsolidierung über mehrere Tage, woraus der Kurs nach oben ausbricht und auf einem neuen Hoch schließt. Das, was nun passieren sollte, ist die Fortsetzung des Aufwärtstrends. Wenn es aber zu einem sofortigen Reversal kommt und der Kurs innerhalb von 3 Tagen unter das Tief des Tags vor dem Long-Ausbruch fällt, schnappt die Falle zu.

Larry Williams nutzte die Specialist Trap seit 1966. Seiner Einschätzung nach ist es eines der wenigen Chartmuster, die wirklich funktionieren, da es auf einer einseitigen Markterwartung basiert. Wird diese unerwartet vom Markt revidiert, sind viele Akteure falsch positioniert, sodass mit einer weiteren Anschlussbewegung in Gegenrichtung zu rechnen ist. Das Muster zeigt, dass die Märkte schon immer von Überraschungen und Fehlausbrüchen geprägt waren – vor fast 100 Jahren zur Zeit Wyckoffs ganz ähnlich wie heute.

 

B1) Specialist Trap bei RWE

Nach längerem Aufwärtstrend konsolidiert die Aktie für einige Tage und schließt dann auf einem neuen Hoch. Doch das Niveau kann nicht gehalten werden und es folgt ein schnelles Reversal unter das Tief des Tags vor dem Ausbruch. Dies ist gemäß Specialist Trap das Short-Signal (siehe Pfeil).

Chart RWE

Quelle: WH SelfInvest, Nano Trader