Der Markt ist verrückt ...
Eine der größten Schwierigkeiten, mit denen Händler zu kämpfen haben, könnte man das nichtlogische Verhalten der Märkte nennen. Alles scheint perfekt vorbereitet. Der Händler hat seine technische Analyse durchgeführt und wartet nur noch auf ein Signal aus dem Markt. Wenn es kommt, setzt der Händler seine Order im System ab. Er hat jetzt eine Position. Und es sieht gut aus. Der Trade läuft unmittelbar danach in den Gewinn. Der Händler ist zufrieden. Seine Analyse war richtig. Besser noch. Seine Schätzung wird durch einen Blick auf die korrelierenden Märkte bestätigt. Aber dann ist es passiert. Plötzlich ändert sich das Verhalten des Marktes. Und die anfänglichen Gewinne schmelzen dahin, wie Schnee in der Sonne ... Ein Beispiel:
EUR/USD, 15-Minuten-Chart
Ein Ausbruch aus der Range
Der Händler beobachtet während des morgentlichen Handels am 15. August 2013 eine sehr geringe Volatilität im Devisenpaar EUR/USD. Aus Erfahrung weiß er natürlich, dass dies nicht lange andauern wird. Ein Kursausbruch (Breakout) steht seiner Meinung nach unmittelbar bevor. Dieser kommt dann auch (blauer Kreis) und der Händler geht sofort short. Eine Stunde später liegt die Position schön im Gewinn. Der Händler hat ein "gutes Gefühl", weil die Aktienmärkte ebenfalls in die Knie gehen. Er erwartet, dass der Euro in Richtung der Unterstützung bei 1,32 gehen wird nachdem er im morgentlichen Handel den Widerstand bei 1,33 mehrere Male erfolgreich gestestet hat. Er erwägt, zu diesem Zeitpunkt seine Gewinne mitzunehmen. Dies würde einen kräftigen Gewinn von 80 Pips bedeuten.
Erste kleine Anzeichen ...
Aber der Euro zögert. Die Kerzen werden kleiner ... was darauf hindeutet, dass die Dynamik nachlässt. Und ja! Um 15.30 Uhr (Eröffnung Wall Street) legt das Devisenpaar eine saftige grüne Kerze (roter Kreis) auf’s Parkett. Der Gewinn des Traders schrumpft umgehend um 30 Pips. Und es kommt noch schlimmer. Von Minute zu Minute steigt der Euro gegenüber dem US-Dollar weiter. Ist dies ein vorübergehendes Retracement, fragt sich der Händler nun? Und wird der Euro bald wieder das Kursziel von $1.32 erreichen?
Die großen Jungs drehen am Rad
Es ist offensichtlich, dass dies in diesem Beispiel nicht der Fall ist. Die erste große, grüne Kerze um 15.30 Uhr hätte den Trader warnen müssen. Dies war keine kleine technische Gegenbewegung in einem Abwärtstrend. Hier sitzt viel mehr Stärke und vor allem Geld dahinter. Die großen Jungs (the big boys) haben einfach den Markt gedreht. Dies nennt man eine intraday Umkehr. Dies konnte unser Händler um 15.30 Uhr natürlich noch nicht wissen. Allerdings wies das Timing und die Kraft der ersten Kerze klar darauf hin. Spätestens als der der Preis das Niveau von 1,3240 zurück erobert hatte, hätte dem Händler klar sein müssen, dass der bearishe Trend vorbei war.
Erfahrene Trader
Sehr erfahrene Trader erkennen dieses Phänomen. Sie schließen ihre Position rechtzeitig, nehmen ihre Gewinne mit und gehen sogar noch long. Ihr Mut wurde belohnt, als um 19:00 Uhr der Euro ca. 80 Pips innerhalb von 15 Minuten empor schoss. Hier war das intraday-Reversal perfekt! Die großen Jungs hatten den Markt um 180° gedreht und sogar durch die Decke katapultiert mit einem Sprung über $1,33.