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1) Welche Märkte handeln Sie und auf welchen Zeitebenen?
Rüdiger Born: Eigentlich trade ich fast alle Märkte und Zeiteinheiten. Das beinhaltet die global wichtigsten Indizes, Aktien aus den USA, Europa und Japan, Währungen und auch Rohstoffe wie Metalle oder Energie. Vom Zeitrahmen her habe ich regelmäßig Trades, die auch mal für einige Wochen laufen und dann welche, die nur auf ganz wenige Minuten ausgelegt sind.
2) Wie effizient sind die Märkte aus Ihrer Sicht?
Rüdiger Born: Eigentlich sind die Märkte in Hinblick auf den wirtschaftlich korrekten Preis nicht sehr effizient. Das liegt vor allem daran, dass ja von den Marktteilnehmern subjektive Bewertungen vorgenommen werden müssen. Spätestens hier stößt das Modell der effizienten Märkte an seine Grenzen.
3) Wo sehen Sie Ihren konkreten Vorteil am Markt?
Rüdiger Born: Genau darin, mit Hilfe der technischen Chartanalyse eine Einschätzung über die subjektiven Einschätzungen der anderen Marktteilnehmer zu erhalten und die daraus resultierenden Bewegungen zu begleiten. Es geht also nicht darum, mehr zu wissen als die anderen, sondern die Stimmung der anderen zu lesen und entsprechend zu reagieren.
4) Können Sie uns einen typischen Gewinn-Trade zeigen?
Rüdiger Born: Ich handle viele recht systematische Ansätze. Der Gold-Chart am 14. Dezember 2018 war ein gutes Beispiel. Nachdem der Parabolic SAR auf Long drehte, stieg ich im 1-Stunden-Chart nach Überwinden eines A-B-C-Musters trendfolgend Long ein. Nach Erreichen des Mindestziels wurde der Stopp anhand des Parabolic nachgezogen und beendete den Trade später im Gewinn.
5) Wie sieht ein typischer Verlust-Trade aus?
Rüdiger Born: Fast genauso, nur dass der Kurs eben stattdessen in den Stopp läuft, den ich innerhalb einer Strategie ganz systematisch immer nach dem gleichen Verfahren setze. Ich kann also Verluste zwar nicht ausschließen, aber regelmäßig den Stopp zumindest teilweise nachziehen und damit die Verluste reduzieren oder einen Break-Even Trade erzielen.
6) Wie managen Sie Risiko und Chance einer Position beim Einstieg und danach?
Rüdiger Born: Das ergibt sich aus dem jeweiligen Handelssignal. Das Gold-Beispiel hatte etwa ein Gewinnmitnahme-Ziel auf Höhe der einfachen Projektion der vorangegangenen impulsiven Bewegung. Läuft der Kurs in die richtige Richtung, ziehe ich den Stopp nach – je nach Handelsansatz beispielsweise Kerze um Kerze, auf das jeweils letzte Zwischentief oder gemäß ParabolicSAR oder SuperTrend.
7) Wie gehen Sie mit Ihren Gedanken und Emotionen im Trading um?
Rüdiger Born: Früher waren Emotionen für mich ein Thema, das meine Ergebnisse mitbestimmte, doch mit der konsequenten Anwendung der Handelsansätze spielt das eigentlich keine Rolle mehr. Das ist einerseits natürlich genau richtig so, aber wirkt manchmal auch ein wenig langweilig, weil man nicht mehr mit jedem Trade mitfiebert. Doch so soll es ja auch sein. Man möchte ja auch nicht, dass der Pilot im Flugzeug oder der Taxifahrer bei jeder Kleinigkeit entweder jubelt oder Schweißausbrüche bekommt.
8) Was war für Sie rückblickend die wichtigste Aha-Erkenntnis im Trading?
Rüdiger Born: Die Findung meines ersten richtigen Handelsansatzes. Das hat meinen Handelsstil, die Sicht auf die Märkte und auch meinen Umgang mit den Emotionen maßgeblich verändert. Für mich war das ein sehr einschneidendes Erlebnis.
9) Was ist aus Ihrer Sicht der häufigste Fehler bzw. Trugschluss von Einsteigern?
Rüdiger Born: Dass man als – idealerweise professioneller – Trader genau weiß, was als nächstes passiert und Traden nicht als Umgang mit Wahrscheinlichkeiten aufgefasst wird. Entsprechend ist der nächste erfolgreiche oder verlustreiche Trade auch nicht das Ergebnis von Können oder Versagen, sondern für sich gesehen fast schon zufällig. Erst die Summe einer Vielzahl von Trades im systematischen Ansatz macht letztlich den Erfolg aus.
10) WH SelfInvest ist als Sponsor im Leistungssport aktiv. Welche Parallelen sehen Sie zwischen Sport und Börse?
Rüdiger Born: In beiden Bereichen muss man eine Technik haben und viel trainieren, damit alle Handgriffe sitzen und man muss mental topfit sein. Ist man abgelenkt oder im Stress, gelingen auch keine Rekorde. Lediglich beim Adrenalin gibt es sicher einen Unterschied. Wenn auch im Sport unterstützend, so ist es beim Trading meistens ein falscher Freund.