Die Zentralbanken übernehmen die Macht
In ihrem verzweifelten Versuch, in den westlichen Ökonomien Wachstum zu erzeugen, intervenieren die Zentralbanken seit der Finanzkrise weltweit an den Märkten. Sie treten in manchen Segmenten gar als einzige Käufer auf. Zugespitzt könnte man sagen: die Zentralbanken haben die Märkte übernommen. Und das Fatale ist, dass Anleger, institutionelle als auch Privatanleger, ihre Entscheidungen diesen neuen „Gegebenheiten“ notgedrungener maßen angepasst haben. Sie sind quasi dazu verurteilt, das Spiel der Notenbanken mitzuspielen. Dies hat zur Folge, dass überall Blasen entstehen, die ohne den Zugriff der Zentralbanken gar nicht entstehen würden, zumindest nicht in dem Maße. Einige Beispiele:
Aktienmärkten steigen dank des billigen Geldes
Die Aktienmärkten. Die niedrigen Zinsen zwingt die Anleger dazu, Aktien zu kaufen. Denn hier lässt sich tatsächlich eine Rendite erwirtschaften, zumindest solange die Zentralbanken mitspielen. Das konnte man in den vergangenen Jahren sehr gut an den amerikanischen Aktienmärkten beobachten. Die amerikanische Notenbank FED sorgte mit ihren QE-Programmen dafür, dass die Märkte nicht abstürzten. Sämtliche Indizes und Aktien eilten von all time High zu all time High.
Amerikanische Fonds kaufen europäische Aktien
Und jetzt wo die Aufkaufprogramme jenseits der Atlantik ausgelaufen sind, ist es an der EZB dafür zu sorgen, dass die Anleger weiter Aktien kaufen. Diesmal europäische eben. Erstaunlich genug sind es vor allem amerikanische Investoren, die beherzt zugreifen. Sie haben begriffen, dass die EZB notfalls Gewehr bei Fuß steht, sollten die europäischen Aktien einen Schwäche-Anfall erleiden. In Draghi we trust. Auch in Japan lässt sich das Phänomen beobachten. Seitdem die Regierung Abe vor 2 Jahren ihre Stimulierungsprogramme aufgelegt hat, hat sich der Japanische Aktienindex Nikkei geradezu verdoppelt.
Frankenschock als Fallbeispiel?
Kein Wunder, dass es manchem Beobachter mulmig wird bei so viel Interventionismus in den Märkten. Einen Vorgeschmack, von dem, was passieren kann, wenn es auch mal einem Zentralbank zu viel wird und das Handtuch wirft, konnte man am 15 Januar im Schweizer Franken sehen. Mit welcher Wucht die Marktkräfte die Kurse korrigierten, war am Devisenmarkt ungesehen. Es könnte ein Exempel gewesen sein für das, was da kommt, sollte irgend ein größerer Zentralbank tatsächlich mal die Kontrolle über die Märkte verlieren.
Anleihenmärkte überreagieren
Aber nicht nur an den Aktien- oder an den Devisenmärkten lassen sich die Folgen dieser monetären Politik beobachten. Laut Experten der City Group ist die Wirkung de Anleihenaufkaufprogramms, das die EZB vor einem Monat gestartet hat, stärker ausgefallen als erwartet. Sie übertrifft sogar die Effekte, die die drei QE-Programme, die die US-Notenbank FED zwischen 2008 und 2014 aufgelegt hatte. Es reicht ein Blick auf die Renditen der Anleihen südeuropäischer Krisenländer wie Spanien, Italien und Portugal. Diese notieren zur Zeit auf Rekordtiefs. Analysten erwarten zudem, dass die Renditen bei den zehnjährigen Papieren durchaus unter 1 % fallen könnten.
Wir wollen in dieser Artikelreihe, die aktuelle Situation an den Anleihenmärkten etwas näher anschauen, denn die großen institutionellen Investoren sind vor allem hier tätig. Ihre Entscheidungen haben weltweite Folgen nicht zuletzt auch für die Devisen- und die Aktienmärkte.