Normalerweise gibt es so etwas nicht. Um in einer Sache wirklich gut zu werden, muss man schon ein paar Jahre investieren, den Job von Grundauf lernen und die Zusammenhänge verstehen. Besonders in Berufen, die kompliziert sind oder die verantwortungsvolle Aufgaben beinhalten – zum Beispiel Programmierer, Arzt oder Pilot.
Jetzt kommt aber die Krux. Während es in all diesen Berufen praktisch unmöglich ist, ohne jedes Vorwissen Geld zu verdienen, kann das an der Börse durchaus passieren.
Angenommen, du entscheidest dich, ein Depot zu eröffnen und mit Aktien zu handeln. Nehmen wir an, du hast keine Ahnung und kaufst einfach blindlings eine Aktie, die dir dein Kumpel empfohlen hat. Du bist dir sicher, dass dein Kumpel recht hat und der Kurs steigen wird – schließlich beschäftigt er sich schon länger mit der Börse. Also steckst du dein ganzes Geld in den Trade.
Drei Tage später steht der Kurs 5% höher. Du freust dich wie ein Schneekönig und verkaufst die Aktien wieder.
Ohne großen Aufwand hast du gutes Geld verdient. Das, was du gemacht hast, war aber kein Trade. Es war Zockerei. Doch weil du Glück hattest und damit Geld verdient hast, glaubst du nun, das Richtige getan zu haben. Dem ist aber nicht so.
Denn methodisch war alles falsch: Kein Grundlagenwissen, keine eigene Analyse des Marktes und der Anlagechancen, volles Risiko mit nur einer Position.
Und dennoch stehen die Chancen, dass du damit Gewinn machst, bei 50%. Schließlich kann der Kurs nur steigen oder fallen. Trading sieht für Einsteiger, die auf Anhieb Glück haben, auf den ersten Blick deshalb ganz “leicht” aus. Aktie kaufen. Warten, dass sie steigt. Aktie verkaufen. Doch wenn es so leicht wäre, dann wäre jeder Trader und es gäbe keine normalen Jobs mehr.
Trading ist einfach, aber es ist keinesfalls leicht! Es ist einfach durchzuführen. Nur ein paar Klicks mit der Maus und fertig. Noch nie war es so einfach, Trades im Volumen von tausenden Euro in Sekundenschnelle durchzuführen. Aber es ist sehr schwer, im Trading dauerhaft das Richtige zu tun und den Beruf wirklich zu meistern.
Einsteiger mit einer Glückssträhne verwechseln “einfach” mit “leicht”. Sie denken, dass Trading “leicht” ist, wenn sie in 3 Tagen 5% mit ein paar Mausklicks verdient haben. Dabei war es lediglich “einfach”, den Trade einzugehen und auf eine 50-50 Chance zu setzen.
Manchmal sieht Trading auch “leicht” aus, weil die Märkte stark steigen. So wie von Januar bis April dieses Jahres. Dann ist es fast egal, welche Aktie man kauft. Es war einfach, Glück zu haben. Und es war ebenso einfach, sich total zu überschätzen und alles wieder zu verlieren, wenn der Wind dreht.
“Nichts ist so einfach durchzuführen und gleichzeitig so schwer zu meistern wie Trading.”
Jeder Anfänger kann ganz einfach einen Trade machen und Glück (oder Pech) haben. Jedes Kind könnte es. Was man aber braucht, um langfristig erfolgreich zu sein, ist ein Vorteil. Eine Strategie, die einen positiven Erwartungswert hat. Eine Strategie, in der man viel gewinnt, wenn es klappt, und wenig verliert, wenn es schiefgeht. Eine Strategie, die auch dann noch funktioniert, wenn sich der Markt ändert. Sich das zu erarbeiten ist unglaublich schwer. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn ich stehe selbst noch am Anfang.
Trading ist ein brutal hartes Geschäft. Du handelst gegen Profis in Banken, Eigenhandelsfirmen und Hedge Fonds. Es ist eine riesige Herausforderung, hier zu bestehen. Und gleichzeitig eine große Faszination. Vielleicht hast du gerade eine gute Phase und deine Strategie wirft permanent Gewinne ab. Das ist hervorragend. Aber denk immer daran, dass der nächste Drawdown gleich um die Ecke ist.
Trading war nie leicht und wird es nie sein. Die Märkte sind zumindest kurzfristig ein Nullsummenspiel. Was du gewinnst, muss jemand anderes verlieren. Wenn du eine Aktie kaufst, dann hat derjenige, der sie dir verkauft, sicher gute Gründe, sie loszuwerden. Diese Struktur macht es so schwer, sich dauerhaft Gewinne aus dem Markt zu ziehen.
Es ist wie bei einem Wettkampf im Sport. Nicht nur du willst gewinnen, sondern die anderen auch. Es gibt Anfänger, die deutlich langsamer sind, und Profis, gegen die du keine Chance hast. Genauso ist es an den Märkten. Es ist ein ständiger Wettkampf. Denk also nie, dass Trading “leicht” ist, nur weil es “einfach” aussieht.
Viel besser ist es, mit Respekt und Bescheidenheit an die Märkte heranzugehen. Das tun im Übrigen auch alle großen Trader, die seit Jahrzehnten erfolgreich sind. Zum Abschluss an dieser Stelle das Zitat von George Soros, einem der besten Investoren unserer Zeit. Es soll zeigen, dass es in erster Linie darum geht, die Risiken in den Griff zu bekommen. Erst wenn du das schaffst, ist es möglich, dauerhaft erfolgreich zu sein.
“If I had to sum up my practical skills, I would use one word: survival.” (George Soros)