Warum der Drawdown dazugehört (Teil 2)

Drawdown wird oft unterschätzt

Im ersten Teil dieser Artikel-Reihe haben über die Bedeutung des Maximalen Drawdowns für ein Trading-System gesprochen. Dieser wird meistens als Prozentsatz zwischen dem Hoch und dem Tief der Kapitalkurve dargestellt. Überdies ist auch die Zeitkomponente wichtig. Wie lange braucht das System, um sich von einer Drawdown-Phase zu erholen? Und ist der Trader bereit, sein System diszipliniert durchzuhandeln, bis ein neues Hoch in der Kapitalkurve erreicht ist? Hat der Trader zum Beispiel 10.000 Euro zur Verfügung, verliert aber in einer ersten Phase 50% seines Kapitals, stehen ihm nunmehr 5000 Euro Trading-Kapital zur Verfügung. In diesem Fall erleidet er einen Drawdown von 50%. Er muss dann nicht 50% Gewinn machen um wieder Breakeven zu sein sondern 100%!

Drei Drawdown-Arten

Der Drawdown kann man also allgemein bezeichnen als eine Verlustphase in einer bestimmten Zeitperiode. Im Bereich des Risikomanagements unterscheiden wir drei Varianten des Drawdown-Begriffes. Es ist von großer Bedeutung, dass ein Trader diese Unterscheidungen begreift und kennt. Sie vermitteln ihm ein viel exakteres Bild über die Robustheit aber auch das Risiko-Verhalten seines Tradings. Es braucht nicht zu wundern, dass diese Kennziffer in der professionellen Vermögensverwaltung eine entscheidende Rolle spielt. Ein potentieller Investor will natürlich nicht nur die Chancen seines Investments ergründen aber auch alle potentiellen Risiken, die mit diesem Investment einhergehen, kennen.

Der Relative Drawdown

Der Relative Drawdown ist eine Zahl, die angibt wie stark sich die Kapitalkurve angesichts eines Höchstwertes verändert hat. Startet der Trader mit einem Kapital von 5000 Euro und handelt dieses auf 15.000 Euro hoch, dann nennen wir diese 15.000 Euro den momentanen Höchstwert (auch Peak genannt) der Kapitalkurve. Gerät der Trader nun in einen Drawdown-Phase hinein und erleidet einen Verlust von 5000 Euro, können wir nun den Relativen Drawdown ermitteln. Es ist der größter Abstand zwischen dem Peak (15.000 Euro) und dem jetzigen Niedrig-Wert (auch Valley genannt). In diesem Fall liegt der Valley bei 10.000 Euro. Der Relative Drawdown beträgt demnach 33,33%. Wir sehen also, dass der Trader sein Anfangskapital zwar verdoppelt hat (von 5000 auf 10.000 Euro). Er nimmt dafür aber ein Risiko von 33,33% im Kauf, was relativ hoch ist.

Der Maximale Drawdown

Im Gegensatz zum relativen Drawdown ermittelt der Maximale Drawdown wie groß die größte Verlustserie über die gesamte Tradinghistorie gewesen ist. Dieser Wert gibt Aufschluss darüber, wie hoch das Risiko gewesen ist, dass ein Trader bereit war über die ganze Periode einzugehen. Diese Zahl hat demnach eine größere Aussagekraft als der Relative Drawdown.  

Der Absolute Drawdown

Im Gegensatz zu den ersten zwei Drawdown-Begriffen wird der Absolute Drawdown nicht zwischen Peak und Valley berechnet, sondern bezieht sich auf das Startkapital. Es ist also durchaus denkbar, dass ein Trader vom ersten Trade an profitabel war, und dass das Startkapital nie unterschritten wurde. In dem Fall wäre der Absolute Drawdown zwar 0, obwohl der Maximale Drawdown der Tradinghistorie hoch sein könnte. Dies ist insbesondere bei Systemen oder Tradern der Fall, die bereit sind, überdurchschnittliche Risiken einzugehen. Dass der Absolute Drawdown dabei 0% geblieben ist, kann man in dem Fall ruhig als „Glück“ bezeichnen.