Wenn es Abend wird, und der Tageshandel in den Forex-Märkten neigt sich dem Ende zu, schliessen die Daytrader ihren Computer und holen vielleicht ein Bierchen aus dem Kühlschrank. Vielleicht. Denn, wenn die aktive Zeit am Markt vorbei ist – so gegen 18.00 Uhr Europäische Zeit – tritt eine ganz andere Gruppe von Tradern auf den Plan.
Es sind sicher nicht die ganz großen Fische, die jetzt den PC anschalten und gebannt auf die Forex-Kurse schauen. Für die großen Fische sind die großen Moves, die sie am Tage mitverursacht haben schon Schnee von gestern. Sie haben ihre Gewinne (oder ihre Verluste) realisiert und geniessen jetzt eine wohlverdiente Ruhe. In der Regel wird sich am Markt nicht viel mehr bewegen, und das wird dann auch sichtbar auf den Charts, auf denen Euro, Dollar, Pfund und Co lediglich kleine seitliche Bewegungen machen. Für die großen völlig uninteressant.
Die Range-Trader kommen in den Markt
Für die Gruppe die jetzt auftaucht geradezu hochinteressant. Wenn die Kurse in einem engen Range nur noch seitwärts laufen, ist die Haupthandelszeit der Range-Trader angebrochen. Sie warten geradezu darauf, dass die Kurse zur Ruhe kommen, ohne großen Trends oder Übertreibungen. Die Range-Trader sind genau auf diese Art von Märkten spezialisiert und haben Techniken entwickelt, diese scheinbar uninteressanten Märkte zu handeln.
EUR/USD, 2-Minutenchart
In dem Beispiel sehen Sie die Aktivitäten dieser Gruppe in dem EUR/USD. Es ist ein 2-Minuten-Chart, der quasi mit einem Vergrößerungsglas den handel im Euro nach 18.00 Uhr abends dokumentiert. Der Euro pendelt hier in einem sehr engen Range von noch nicht mal 10 Pips. Und genau in diesem unbedeutenden Range machen die Range-Trader, die eine Variante der Forex-Scalper darstellen, ihre Gewinne.
Dadurch, dass keine großen Bewegungen mehr zu erwarten sind, können die Range-Scalper mit engem Stop und mit sehr großen Positionen auf einige Pips Gewinn spekulieren. Weil der Markt in der Regel ruhig verläuft, können sie davon ausgehen, dass ihr kalkül in den meisten Fällen aufgehen wird. Sie kaufen also am unteren Ende der Range und verkaufen am oberen Ende. In der Regel verläuft dies automatisiert. Oft arbeiten sie mit OCO-Ordern. Entweder wird ihr Kursziel erreicht (in diesem Beispiel 5-7 Pips) oder ihr Stop wird ausgelöst.
In dem Beispiel des EUR/USD zeigen die roten Pfeile die Shorttrades und die grünen Pfeile die Longtrades. Alle Trades wären in diesem Fall aufgegangen, und der Trader hätte womöglich an die 30-40 Pips einsammeln können. Mit einem Lot (100.000 $) wären dies immerhin 300 bis 400 $. Wenn man bedenkt, daß geübte Range-trader durchaus mit mehreren Lots handeln, kann der Verdienst für diese „Abendtätigkeit“ durchaus noch höher liegen.
EUR/JPY, 2-Minutenchart
Damit der Range-Trader beim „Warten“, nicht vollends einschläft, handelt er in der Regel noch einen zweiten oder dritten Markt. Wir schauen auf den EUR/JPY desselben Abends. Möglicherweise wäre er hier zweimal ausgestoppt worden (der dritter und fünfter Longtrade), aber auch hier waren durchaus 20 bis 30 Pips drin gewesen.