Die häufigsten Fehler: Trading vor Nachrichten

Die häufigsten Fehler: Trading vor Nachrichten

Der Handelskalender ist voller Termine. An fast jedem Börsentag gibt es frische Nachrichten. Einige davon beeinflussen die Kurse mehr, andere weniger. Und nicht alle dieser Nachrichten sind Ereignisse, auf die sich Trader vorbereiten können. Denn einige News kommen überraschend, wie beispielsweise vorzeitige Quartalszahlen von Unternehmen.

Viele Termine stehen aber schon lange im Voraus fest. Und diese sollte man auf der Agenda haben, beispielsweise über vorgefertigte Kalender. Zu den wichtigsten Terminen zählen monatliche Konjunkturzahlen wie der ifo-Geschäftsklimaindex, der US-Arbeitsmarktbericht und verschiedene Notenbanksitzungen sowie die wöchentlichen US-Arbeitslosenzahlen.

Vor allem politische Nachrichten überraschen uns immer wieder. Dazu waren in diesem Jahr einige gute Beispiele zu beobachten: Das Brexit-Votum in Großbritannien, der Trump-Sieg in den USA und das Scheitern der Verfassungsreform in Italien. Niemand weiß im Vorfeld, wie solche Ereignisse ausgehen.

Noch wichtiger aber: Niemand kann wissen, wie der Markt letztlich auf ein bestimmtes Ereignis reagieren wird. Die initiale Reaktion mag offensichtlich sein, aber die Stimmung kann unerwartet schnell drehen und falsch positionierte Trader in große Verluste stürzen, wenn sie an ihrem Szenario festhalten. Auch das haben uns die drei genannten Ereignisse deutlich vor Augen geführt.

Schlussendlich lässt sich daraus eine klare Erkenntnis ziehen: Man sollte im Vorfeld wichtiger Ereignisse keine Wetten am Markt eingehen, nur um „hoffentlich“ richtig zu liegen. Denn das damit verbundene Risiko ist nicht abschätzbar, sodass ein Trade zu diesem Zeitpunkt zur reinen Zockerei wird. Erst, wenn der Markt eine erste Reaktion zeigt, lassen sich daraus Analysen und Trading-Gelegenheiten ableiten.

Was aber mit offenen Positionen im Portfolio tun, wenn wichtige Events anstehen? Hier kommt es auf den Zeithorizont an sowie darauf, ob sowohl Long-als auch Short-Positionen bestehen. Im Zweifel kann kurzzeitig ein Hedge aufgebaut werden - idealerweise über Short-Positionen auf einen Index, die schnell wieder glattgestellt werden können. Put-Optionen sind dagegen meist kontraproduktiv, da sie zu teuer sind und entsprechend nur im negativen Extrem-Szenario greifen.

Es gibt noch eine andere, proaktive Möglichkeit: Da wichtige Ereignisse lange im Vorfeld bekannt sind, können Trader diese Zeit nutzen, um das Portfolio vorab um schlecht laufende Positionen zu bereinigen. Bei weit im Plus liegenden Trades können Teilgewinne mitgenommen werden. Im Idealfall ist damit das Exposure vor den Nachrichten gering und man kann sich anschließend je nach Marktreaktion neu ausrichten.

Viele Einsteiger glauben, dass gute Trader den Markt unter Kontrolle haben. Doch das stimmt nicht. Niemand kann den Markt unter Kontrolle haben. Alles, was man als Trader kontrollieren kann, ist sich selbst, welche Positionen man eingeht, wie groß diese sind und wie das Risikomanagement ausgestaltet ist.

 

B1) Überraschung nach Italien-Referendum

Vor dem Wochenende war es ratsam, bestehende Positionen weitgehend glattzustellen. Die initiale Reaktion auf die abgelehnte Verfassungsänderung in Italien war erwartungsgemäß negativ. Doch mit der anschließenden Marktbewegung um 300 Punkte nach oben hatte keiner gerechnet. Wer den Fehler machte, schon vor den Nachrichten zu handeln, hat im schlimmsten Fall doppelt verloren.

Chartbild Italien Referendum

Quelle: WH SelfInvest, Nano Trader