So hat Warren Buffett es geschafft, steinreich zu werden

An der Börse gibt es zwei Arten von Gurus. Die einen machen irgendwelche Prognosen, um heiße Luft zu erzeugen und damit ihre Newsletter zu verkaufen. Die anderen haben wirklich einen Weg gefunden, die Märkte zu schlagen. Sie lassen ihre Ergebnisse für sich sprechen.

Warren Buffett gehört ganz klar zur zweiten Gruppe. In den Medien wird er oft als “Orakel von Omaha” bezeichnet. Es scheint ein Mysterium zu sein, wie es ihm mit Berkshire Hathaway immer wieder gelang, die Märkte zu schlagen.

Denn genau das sollte ja, wenn man der Effizienzmarkt-Theorie glaubt, nicht möglich sein. Nach dieser (inzwischen brüchigen) Theorie wäre sein Erfolg nichts als reiner Zufall. Ganz offensichtlich ist es aber unmöglich, über Jahrzehnte rein zufällig so viel besser zu sein als der Markt.

Im Zeitraum von 1976 bis 2011 stieg der Wert seiner Investments umgerechnet von 1 auf 1500 Dollar. Das schreiben die drei Forscher Andrea Frazzini, David Kabiller und Lasse H. Pedersen in ihrer im Jahr 2013 erschienenen Studie mit dem Titel “Buffett’s Alpha”. [1]

Die Forscher haben sich die Arbeit gemacht, den Track Record von Warren Buffett zu analysieren. Adjustiert um das Risiko war Warren Buffett im Zeitraum 1976 bis 2011, den die Forscher untersuchten, besser als jede Aktie und jeder Fonds. Er erzielte eine erstaunliche jährliche Rendite, die 19% über dem Geldmarktzins (T-Bill-Rate) und 6,1% über der Rendite des breiten Aktienmarkts lag.

Die Story vom “Zufall” kannst du also schonmal vergessen. Aber es ist auch nicht irgendeine zauberhafte Magie, die ihn so erfolgreich macht. Hinter dem Erfolg von Warren Buffett steckt eine systematische Methode, wie die Forscher herausfanden. Natürlich möchte jetzt jeder gern wissen, welche das ist.

Heute möchte ich dir die Antwort erzählen, die in der Studie präsentiert wurde. Dabei geht es heute nur um börsennotierte Investments. Andere Beteiligungen bleiben außen vor, wurden aber in der Studie auch untersucht.

Der erste Erfolgsfaktor sind die Kriterien, nach denen Buffett seine Aktien auswählte. Er setzte auf sichere, günstige und qualitativ hochwertige Titel:

● sicher – Aktien mit geringer Volatilität, die sich im Schnitt weniger stark als der Markt bewegen (Beta kleiner 1)

● günstig – Value-Aktien, die ein niedriger Preis/Buchwert-Verhältnis aufweisen

● qualitativ hochwertig – Aktien profitabler Unternehmen, die stabil wachsen und hohe Dividenden zahlen

Schön und gut, aber das haben einige andere Investoren sicher auch gemacht. Es muss also noch etwas anderes geben, was seine Ergebnisse so herausragend machte.

Hier kommt der zweite Erfolgsfaktor zum Tragen: Die Forscher fanden heraus, dass Buffett kontinuierlich einen Hebel auf seine Investments anwendete, der im Zeitraum von 1976 bis 2011 bei rund 1,6 lag. Damit schaffte er es, trotz der niedrigen Beta-Werte eine Rendite zu erzielen, die über dem Markt lag.

Schön und gut, aber andere Marktteilnehmer könnten das doch auch tun. Was machte Warren Buffett anders?

Jetzt wird es erst richtig spannend. Denn ganz entscheidend war, dass Buffett einen systematischen Finanzierungsvorteil hatte. Durch seine Investitionen ins Versicherungs- und Rückversicherungsgeschäft konnte er vorschüssige Prämieneinnahmen erzielen.

Damit hatte er eine einzigartig günstige Finanzierungsquelle erschlossen, die anderen Marktteilnehmer nicht zugänglich war. Außerdem hatte Berkshire Hathaway über viele Jahre ein absolutes Top-Rating und damit Zugang zu günstigen Krediten.

Kurz zur Erklärung, warum dieser Vorteil entscheidend ist: Andere Anleger ohne Zugang zu einer solch günstigen Finanzierung müssen auf volatilere Aktien mit hohem Beta setzen, um nicht schlechter als der Markt abzuschneiden, statt wie Buffett niedrigvolatile Aktien zu hebeln. Aber genau diese Aktien mit Beta über 1 sind tendenziell zu teuer, weil sie von vielen Marktteilnehmern nachgefragt werden.

Buffett profitierte also von einer systematischen Bewertungsdifferenz, so die Forscher. Diese Differenz basierte letztlich vor allem auf den Finanzierungsrestriktionen der anderen Marktteilnehmer. Aufgrund der einzigartigen Konstruktion seiner Investments konnte Warren Buffett niemand wirklich kopieren.

Die Forscher schreiben, dass noch ein weiterer Faktor hinzukam. Buffett schaffte es, schwierige Marktphasen zu überstehen, in denen andere (zu sehr ungünstigen Zeitpunkten) zum Verkauf ihrer Positionen gezwungen wurden und/oder ihre Karriere beendeten. Buffett konnte seine Strategie langfristig durchhalten – und das, obwohl er auch hohe Risiken einging und saftige Drawdowns überstehen musste.

Fassen wir also zusammen: Das Geheimnis von Warren Buffett’s Erfolg ist, dass er sichere, günstige Qualitätsaktien kauft und sie zu einzigartigen Finanzierungskosten hebelt. Und, dass er seine Strategie langfristig trotz Rückschlägen durchgehalten hat. Denn so konnte er den Zinseszinseffekt ganz entscheidend für sich arbeiten lassen.

Ist es nun möglich, seinen Erfolg zu duplizieren – jetzt, da wir das Geheimnis kennen? Möglich ist es vielleicht. Aber es ist sehr schwer, vergleichbare Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Strategie in dieser Form im großen Stil durchzuziehen. Denn kaum eine Investmentgesellschaft kann über vorschüssige Einnahmen aus dem Versicherungsgeschäft und ein AAA-Rating verfügen, wie es Berkshire Hathaway lange Zeit tat.

Für Anleger gibt es zwar die Möglichkeit, Berkshire-Hathaway-Aktien (Börsenkürzel BRK.A) zu kaufen und darauf setzen, dass sich die Erfolgsgeschichte fortsetzt. Aber Achtung: Die Kurse am Aktienmarkt sind derzeit insgesamt bereits sehr hoch. Die Aktie hat trotz des langfristigen Erfolgs auch starke Rücksetzer erlebt, wenn die Kurse am Markt fielen. Zudem ist zu beachten, dass die Aktie ursprünglich in US-Dollar notiert, auch wenn sie in Euro gehandelt werden kann.


Quellen:
[1] Frazzini, A. / Kabiller, D. / Pedersen, L. H. (2013), Buffett’s Alpha, AQR Capital Management.