Christian Lukas wurde in TRADERS´ 05/2013 interviewt. Er beschäftigt sich seit dem Jahr 1998 mit der Börse. Sein Wissen und seinen Handelsstil eignete er sich autodidaktisch an. Im Laufe der Jahre spezialisierte er sich auf die Volumenanalyse und bot dazu zum Zeitpunkt des Interviews einen eigenen Börsendienst an.
In diesem Review fassen wir kurz die interessantesten Punkte aus dem Interview zusammen:
1) Private Trader haben bei Fundamentaldaten einen Wettbewerbsnachteil gegenüber institutionellen Anlegern. Christian Lukas konzentriert sich ausschließlich auf die technische Analyse, nachdem er früher zum Teil fundamentale Analysen einsetzte und damit einige herbe Rückschläge erlebte.
2) Um ein guter Trader zu werden, muss man sich in der Wissenstiefe entwickeln. Wer dagegen nur Wissensbreite besitzt, springt eher zwischen einzelnen Themen beziehungsweise Strategien hin und her und ist schneller verunsichert. Wissenstiefe entsteht, indem man sich auf ein bestimmtes Gebiet festlegt und spezifische Erfahrungen und damit Expertise durch praktisches Trading erlangt.
3) Das Volumen läuft dem Kurs voraus, sodass dass sich letzterer über kurz oder lang danach richtet. Christian Lukas nutzt deshalb Divergenzanalysen. Seiner Einschätzug nach zeigt der Kurs, was die Marktteilnehmer über eine Aktie denken, während das Volumen zeigt, was sie fühlen.
4) Candlesticks haben bei deutschen Aktien bzw. Indizes kaum noch Relevanz. In Kombination mit dem Volumen nimmt diese zwar etwas zu, ist aber nicht ausreichend zur Entwicklung profitabler Handelsstrategien. Auf der Zeitebene von Wochencharts sind die Aussichten besser.
5) Das Risikomanagement ist ein essenzieller Bestandteil jedes Trades. Den Stopp-Loss definiert Christian Lukas in der Regel auf Basis der 3-Fachen Average True Range (ATR). Für den Gewinnfall arbeitet er nicht mit vordefinierten Kurszielen, um dem Trade die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln.
6) Der Trading-Plan fungiert als emotionale Impulskontrolle. Wenn man sich vor dem Einstieg überlegt, an welchen Punkten der Ausstieg erfolgen soll, lassen sich Kurzschlussreaktionen vermeiden. Wer seinen Ausstieg dagegen nicht im Vorfeld plant, macht jeden Trade zum emotionalen Kampf, der auf Dauer zu einem Burnout führen kann.
7) Solange alles nach Plan läuft, ist Trading ziemlich einfach. Doch dann gibt es die kleinen Katastrophen, bei denen man wissen muss, was zu tun ist. Gleichzeitig gibt es die größten Börsengewinne oftmals in mental schwierigen Situationen. Nur weil eine Position nicht sofort in Handelsrichtung läuft, darf deshalb nicht gleich Panik aufkommen.
8) Wer ein profitables System entwickelt hat, sollte sich nicht auf seinem Erfolg ausruhen. Diese Phase ist nur ein Teil des Lebenszyklus, die früher oder später endet. Ein System kann über Jahre hinweg funktionieren, doch irgendwann ist seine Zeit abgelaufen. Daher ist es notwendig, sich und seine Strategien fortlaufend den Märkten anzupassen.
9) Einsteiger sollten mit kleinem Konto und kleinen Positionen anfangen. So bleiben sie im Spiel und können aus ihren Fehlern lernen. Erst, wenn man es schafft, mit kleinem Geld nicht zu verlieren, sollten die Positionen langsam erhöht werden.
10) Alle Top-Trader sind Wahrscheinlichkeitsexperten. Sie traden mit einem mathematischen Vorteil. Wer seinen Vorteil nicht kennt, der hat auch keinen.