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1) Welche Märkte handeln Sie und auf welchen Zeitebenen?
Wieland Arlt: Ich handele bevorzugt intraday und kurzfristig Indizes. Das fängt Morgens mit dem DAX an und endet am Nachmittag mit dem Dow Jones. Ab und an schaue ich auch auf die Währungen, hier insbesondere EUR/USD.
2) Wie effizient sind die Märkte aus Ihrer Sicht?
Wieland Arlt: Technische Analysten nehmen ja an, dass am Ende alles in den Preisen enthalten ist, was diese in irgendeiner Weise beeinflusst. Meine persönliche Meinung ist aber, dass ich eine marktgerechte Preisbildung nicht mehr als gegeben sehe. Nach einem guten Jahrzehnt des billigen Geldes und regelmäßigen Auffangkäufen bei bereits leicht fallenden Notierungen kann ich nur schwerlich an absolute Markteffizienz glauben. Die Berichte über Zombie-Unternehmen, die unter normalen Bedingungen bereits vom Markt verschwunden wären, unterstreichen das.
3) Wo sehen Sie Ihren konkreten Vorteil am Markt?
Wieland Arlt: Als charttechnisch orientierter Trader suche ich den Vorteil natürlich im Chart. Ich kombiniere hierfür die Signale aus der Candlestick-Lehre mit den Bollinger-Bändern zu meiner Expander-Strategie. Passend dazu gewichte ich die entstehenden Signale an Unterstützungs- und Widerstandsniveaus. In der Trade-Ausführung versuche ich dann, der Richtung des Marktes zu folgen.
4) Können Sie uns einen typischen Gewinn-Trade zeigen?
Wieland Arlt: Einen schönen Trade der Expander-Strategie haben wir im DAX-Beispiel (siehe Chart). Konkret wurde das Signal gebildet, als der Kurs dynamisch in Richtung der unteren Range-Begrenzung lief und dabei das untere Bollinger-Band durchbrach. Nach zwei langen roten Kerzen bildete sich ein Umkehrsignal in Form eines Hammers. Der Einstieg erfolgte per Stopp-Buy Order bei 12.533 Punkten mit einem Stopp unterhalb der Hammerkerze bei 12.519 Punkten. Der Markt lief schnell an das obere Bollinger-Band, wo das Kursziel des Trades lag. Wie man sehen kann, bewährt sich die Expander-Strategie vor allem in dynamischen Marktphasen.
5) Wie sieht ein typischer Verlust-Trade aus?
Wieland Arlt: Entweder entsteht der Verlust durch einen schnellen Spike in die falsche Richtung. Das passiert zum Beispiel, wenn der Stopp etwas zu eng liegt und ist ärgerlich, da die eigentliche Idee richtig war. Oder aber es gibt einen typischen Fehlausbruch. Da ich weniger die reine Trendfolge betreibe – aus genau diesem Grund – erlebe ich dieses Szenario weniger oft.
6) Wie managen Sie Risiko und Chance einer Position beim Einstieg und danach?
Wieland Arlt: Ich bin ein Freund klarer Aussagen und nutze deshalb die Signale aus der Candlestick-Lehre. Gerade mit Umkehrkerzen gibt es keine großen Interpretationsspielräume - entweder die Formation hält oder sie hält eben nicht. Meinen Stopp lege ich dann an die Stelle, wo die Formationen als gescheitert gelten und gebe noch ein paar Punkte als Puffer dazu. Bei der Expander-Strategie ziehe ich den Stopp auf Einstieg, wenn das mittlere Bollinger-Band erreicht ist und die Bewegung dynamisch verläuft. Im Bereich des Kursziels ziehe ich den Stopp dann von Kerze zu Kerze nach.
7) Wie gehen Sie mit Ihren Gedanken und Emotionen im Trading um?
Wieland Arlt: Für mich sind die wichtigsten Emotionen weniger mit Angst und Gier verbunden, sondern eher mit Enttäuschung, Frustration und Zurückweisung. Ich habe festgestellt, dass Trading die stärksten und vor allem negativsten menschlichen Emotionen zu Tage fördern kann, zu denen wir fähig sind. Um das im Griff zu behalten, handle ich nach meinen eigenen Regeln und beziehe die Verluste – also das „Nein des Marktes“ – nicht auf mich persönlich. Darüber hinaus helfen mir Pausen, Abstand zu gewinnen und mich dann neu zu konzentrieren.
8) Was war für Sie rückblickend die wichtigste Aha-Erkenntnis im Trading?
Wieland Arlt: „Wer sich selbst nicht im Griff hat, der hat nichts im Griff.“ Oder mit anderen Worten: Nicht die Strategie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg im Trading, sondern die Fähigkeit des Traders, sich und seine Emotionen in den Griff zu bekommen.
9) Was ist aus Ihrer Sicht der häufigste Fehler bzw. Trugschluss von Einsteigern?
Wieland Arlt: Für viele ist es sehr verlockend, den technischen Aspekt in den Vordergrund zu stellen. Ein solides Grundwissen ist wichtig, keine Frage. Aber natürlich kann man sich auch in der Materie verlieren. Wichtiger ist meines Erachtens das Wissen um die eigene Persönlichkeit und das Management der Emotionen. Diese Fähigkeit zum Selbst-Management fehlt vielen Einsteigern.
10) WH SelfInvest ist als Sponsor im Leistungssport aktiv. Welche Parallelen sehen Sie zwischen Sport und Börse?
Wieland Arlt: Je länger ich mich mit dem Trading beschäftige, umso mehr Parallelen sehe ich zum Sport. In beiden Disziplinen geht es darum, dran zu bleiben, sich durchzukämpfen und ein Leben lang konsequent an sich zu arbeiten. Dabei kann im Sport wie im Trading ein Coach wertvolle Dienste leisten. Eine schöne Parallele findet sich auch in der Erkenntnis, dass der einzelne Wettkampf in der Gesamtbetrachtung vollkommen unerheblich ist. Am Ende kommt es auf die Gesamtperformance an. Und da sollte dann auch der eine oder andere Sieg dabei sein.