Viele Marktteilnehmer tendieren dazu, Informationen nicht angemessen zu bewerten. Nehmen wir an, eine Aktie hat einen langfristigen Aufwärtstrend und das Unternehmen gab vor mehreren Wochen hervorragende Zahlen bekannt. Diese fundamental sowie technisch klar positive Situation kann jedoch schnell in den Hintergrund geraten, wenn kurzfristig gerade negative Nachrichten bekanntgegeben werden. Das gilt häufig auch dann, wenn diese in Relation zur übergeordnet positiven Entwicklung viel weniger bedeutend sind. Es wird praktisch auf die kurzfristigen Informationen überreagiert.
Dieser Effekt wird mit dem Recency Bias beziehungsweise der Repräsentativitätsheuristik
beschrieben. Einfach ausgedrückt heißt das: Die Marktteilnehmer rechnen überwiegend mit Kursbewegungen, die sie in der jüngsten Vergangenheit gesehen haben und die ihnen noch entsprechend mental präsent sind. Dabei machen sie den Fehler, viel bedeutendere Informationen, die es Wochen oder Monate zuvor gab und die immer noch Geltung haben, nicht mit einzubeziehen. Dies führt zu suboptimalen, durch Verhaltenseffekte verzerrten Anlageentscheidungen mit potenziell schlechteren Renditen.
Ein gutes Beispiel war die Zeit nach der Finanzkrise. Obwohl sich die fundamentale Situation vieler Unternehmen zunehmend verbesserte, hatten viele Investoren weiterhin die vorherigen, enormen Kursverluste in ihren Köpfen präsent. Dies führte zu einer verzerrten Wahrnehmung auf Basis von Befürchtungen, dass es bald erneut einen großen Crash geben könnte. Diese Einschätzung basierte jedoch nicht auf einer objektiven Analyse, sondern einfach auf der Tatsache, dass ihnen der letzte Crash noch zu gut in Erinnerung war.