Sind Frauen wirklich die besseren Anleger?

Frauen erzielen höhere Renditen als Männer. Soviel ist Fakt. Das heißt aber nicht, dass sie bessere Aktien auswählen, besser Charts analysieren oder einfach nur mehr “Glück” haben. Der Grund ist ganz einfach, dass sie weniger handeln als Männer und daher nicht so viele Kosten verursachen. Doch wie kommt es dazu und warum erzielen Männer unter bestimmten Umständen doch eine bessere Performance?

Schon Josh Billings, ein amerikanischer Komiker aus dem 19. Jahrhundert, kannte die Wurzel des Übels: “Mann” verhält sich nicht deshalb wie ein Idiot, weil er etwas nicht weiß, sondern weil er etwas weiß, das nicht stimmt. Ein Zitat, das viel Wahrheit enthält, wie du gleich sehen wirst.

It’s Not What A Man Don’t Know That Makes Him A Fool, But What He Does Know That Ain’t So. (Josh Billings)

Wenn es nach den Erkenntnissen der Verhaltensforschung geht, dann sind Männer im Durchschnitt “overconfident”. Das heißt, sie überschätzen ihr eigenes Können und unterschätzen die Risiken. An der Börse führt das dazu, dass sie zu oft handeln. Denn während Frauen aufkommende Risiken und Unsicherheiten an den Märkten emotional eher mit Angst verarbeiten und sich zurückhalten, verfallen Männer schneller in den Ärger- und Rache-Trading-Modus, der zu mehr Aktivität (und nicht selten zu schlechten Entscheidungen) führt.

Dass Frauen aber ganz grundsätzlich bessere Anleger sind, ist ein Mythos. In den letzten Jahren sind zwar immer wieder Studien erschienen, die Frauen als bessere Anleger zeigen, aber der Teufel steckt im Detail. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist nämlich nicht so groß, wie es in so manchem Artikel dargestellt wird. So fand eine prominente Studie mit dem Titel “Boys Will Be Boys” [1] schon im Jahr 2001 heraus, dass Männer deutlich öfter kaufen und verkaufen, was entsprechend deren Handelsergebnis mit höheren Kosten belastet. Konkret untersuchten die Forscher das Anlageverhalten von 35.000 Haushalten über rund 6 Jahre und fanden heraus, dass Männer 45 Prozent häufiger (!) handelten. Aber noch spannender ist ein anderer Punkt, der in der Betrachtung gerne außen vor gelassen wird: Männer schneiden wegen der höheren Anzahl an Trades schlechter ab, und nicht, weil sie schlechter beim Aussuchen der Aktien sind. Denn in diesem Bereich sind Männer und Frauen nahezu gleich schlecht (aber das ist ein anderes Thema). Und auch, dass Frauen den Männern angeblich den Rang im Hegde-Fonds-Management ablaufen [2], kann man so nicht gelten lassen (aber das ist schon wieder ein anderes Thema).

Damit steht fest: Männer sind stärker overconfident als Frauen, was dazu führt, dass sie öfter handeln und höhere Kosten haben, was dazu führt, dass sie schlechter abschneiden. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Während Overconfidence den Männern in normalen Börsenphasen schlechtere Renditen beschert, kann es ihnen in guten Marktphasen große Gewinne bringen. Dann nämlich zahlt sich das Risiko aus: Hohe Aktienquoten und Hebel führen mitunter zu deutlicher Outperformance. Dass es natürlich ein schlechter Rat ist, deswegen grundsätzlich riskant zu traden, sollte dir klar sein! Denn früher oder später geht die gute Zeit zu Ende, und wer nicht aufpasst, büßt seine Gewinne ruck zuck wieder ein. Die Kurzzeit-Millionäre der New-Economy-Kursblase bis zum Jahr 2000 können davon ein Lied singen.

Halte dich also in Zukunft zurück, wenn es dir in den Fingern kribbelt. Mach dir bewusst, dass du dich in dem Moment vielleicht nicht so rational verhältst, wie du es tun würdest, wenn keine Kurse vor deinen Augen hin und her blinken würden und du einen klaren Kopf hättest. Und wenn das immer noch nichts hilft: Stell dir doch mal die Frage: “Was würde meine Frau jetzt tun?” In diesem Sinne wünsche ich dir, egal ob Mann oder Frau, ein erfolgreiches Trading-Jahr 2015!


Quellen:
[1] Brad M. Barber / Terrance Odean (2001), Boys Will Be Boys: Gender, Overconfidence, and Common Stock Investment, Quarterly Journal of Economics.
[2] Rohstein Kass Institute (2013), Women in Alternative Investments: A Marathon, Not A Sprint, 3rd Annual Study, New York.

Marko Momentum