Das Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) richtig verstehen (Teil 5)
Das CRV verschlechtert sich
Im vierten Teil dieser Serie über das Chance-Risiko-Verhältnis haben wir anhand eines Beispiels im EUR/USD versucht zu zeigen, wie sich das CRV während der Trade läuft permanent verändert. Ironischerweise verschlechtert sich das CRV gerade dann, wenn die Position in die gewünschte Richtung läuft. Da das CRV immer von der aktuellen Ausgangslage aus berechnet wird, entwickelt es sich bei zunehmenden Gewinn immer schlechter, vorausgesetzt der Trader lässt die initial Stop-Loss-Order an der ursprünglichen Stelle stehen. Die Gefahr besteht nämlich immer, dass sich der Markt radikal dreht und die Stop-Loss-Order ausgelöst wird. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn bereits beträchtliche Buchgewinne aufgelaufen waren.
Trailing Stop automatisiert das CRV-Management
Um ein solches Szenario vorzubeugen kann der Trader über den Einsatz eines Trailing-Stops nachdenken. Diese automatisierte Stop-Funktion hat den Vorteil, dass sie mit steigenden Kurs den gleichen Abstand zum aktuellen Kurs hält. Steigt der Markt, steigt der Trailing-Stop automatisch mit. Auf dieser Weise wird eine ständige Justierung des CRV vorgenommen.
Manuelles Verschieben des Stops
Wer auf Grund der Volatilität auf eine Trailing-Stop verzichtet, sieht sich gezwungen, diese Aufgabe manuell zu übernehmen, wenn er nicht das Risiko eingehen möchte, dass sich das CRV im Laufe des Trades dramatisch verschlechtert. Er muss dann Kurslevels im Chart finden, an denen der initial Stop sinnvollerweise gesetzt werden kann. Gerade auf Grund der oft unberechenbaren Volatilität, kämpft so mancher Trader mit dieser Aufgabe. Oft muss er mit ansehen, dass der Stop vom Markt ausgelöst wird, und dieser dann doch kurz darauf in die vorher antizipierte Richtung läuft.
Trading ist CRV-Management
Richtig verstanden ist Trading nichts anderes als das Management des Chance-Risiko-Verhältnisses. Es lohnt sich von daher, sich über dieses Konzept Gedanken zu machen. Es könnte zum Beispiel sein, dass ein Trader zwar über eine richtige Einschätzung der künftigen Markt-Entwicklung verfügt, er aber ein falsches CRV wählt, um den Trade durchzuführen. Die Frage wie das CRV gemanagt werden soll, müsste vorab gestellt werden und nicht während des Trades. Wird der Stop-Abstand zum Einstieg im Verhältnis zum Kursziel zu großzügig gewählt (zum Beispiel 1:2) hat der Trader permanent das Problem, das CRV über 1:1 zu halten, wie das Beispiel im Artikel 4 klar gezeigt hat. Im dem Fall lohnt es sich über engere Stops nachzudenken, wobei diese automatisch die Trefferquote verschlechtern werden.
Ein ausgewogenes Konzept
Bis ein Trader schließlich ein ausgewogenes Konzept entwickelt hat, wie er seine Trades managen will eingedenk alle Parameter wie Trefferquote, CRV, und Positionsgröße, wird einige Zeit vergehen. Die Erfahrung zeigt aber, dass die eigentliche Profitabilität eines Handelssystems oder einer Trading-Methode an einer ausgewogenen Wahl dieser Parameter erarbeitet wird und nicht an der Markt-Analyse, wie viele Anfänger meinen.
Trading ist Risikomanagement. Dem CRV bekommt dabei eine wichtige Bedeutung zu, über die es sich nachzudenken lohnt.