Einleitung
Der Handel mit sogenannten Futures ist, neben dem börsennotierten Aktienhandel, die fairste Art und Weise zu traden. Der Future Handel hat eine lange Tradition und wird über verschiedene Terminbörsen, die in allen wichtigen Finanzzentren der Welt vorhanden sind, abgewickelt. Die erste Terminbörse wurde bereits 1848 in Chicago mit der Chicago Board of Trade (CBOT) gegründet. Futures entstanden aus dem Bedürfnis der Bauern heraus so früh wie möglich eine bestimmte Menge ihrer Erzeugnisse, in einer bestimmten Qualität zu einem festen Preis an die verarbeitende Industrie verkaufen zu können. Ein solches Geschäft bezeichnet man als Termingeschäft, da der Verkauf der Ware beim Abschluss des Geschäfts erfolgt. Die Lieferung und die Bezahlung der Ware findet jedoch erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt statt. So waren bspw. Weizen und Korn die ersten Waren, die über einen Future gehandelt wurden. Deshalb hießen die ersten Börsen, die ein solches Geschäft organisierten, auch Warenterminbörsen. Heutzutage gibt es allerdings neben Waren ein sehr viel breiteres Spektrum an Werten, die über Futures gehandelt werden können.
Was ist ein Future?
Bleiben wir bei unserem Beispiel eines Bauern. In manchen Regionen der USA konnte mit der Bestellung der Felder bereits im Februar eines jeden Jahres angefangen werden. Der Bauer bietet nun einem Mühlunternehmen an, den Weizen den er jetzt anbaut, im Juli des gleichen Jahres direkt nach der Ernte zu einem im Februar festgelegten Preis zu verkaufen. Beide Parteien haben dadurch erhebliche Vorteile: Der Bauer, denn er hat schon bei der Bestellung seiner Felder einen Abnehmer und weiß genau zu welchem Preis er verkauft. Gleichzeitig sichert sich das Mühlunternehmen gegen steigende Preise ab und hat bereits für das gesamte Produktionsjahr eine feste Kalkulationsgrundlage.
Bei dem heute durch die Terminbörsen organisierten Handel sind die Kontrakte komplett standardisiert. Das heißt ein Kontrakt bezieht sich immer auf die gleiche Menge und Qualität einer Ware. Die Spezifikationen der einzelnen Kontrakte wie bspw. die minimale und maximale Preisveränderung werden von den jeweiligen Terminbörsen festgelegt. Selbst die Fälligkeitstermine zur Bezahlung und Abnahme der Ware sind in festen Rhythmen, bspw. monatlich oder vierteljährlich entsprechend vorgegeben.
Beispiel: Ein Crude Oil Kontrakt an der NYMEX (New York Mercantile Exchange) umfasst immer 1.000 Barrel Öl der Sorte Crude. Der Preis dafür liegt derzeit ungefähr bei 50 US$ pro Barrel. Somit hat ein Kontrakt einen Gesamtwert von 50.000 US$. Die Lieferung kann in jedem Monat des Jahres vereinbart werden. Die kleinste Preisbewegung liegt bei 0,10 US$ (Tick). Dies entspricht bei 1.000 Barrel einem Wert von 10 US$ pro Tick. Der Preis eines Futures unterliegt ständigen Veränderungen aufgrund von Angebot und Nachfrage. Diese Veränderungen können über Charts visuell sichtbar gemacht werden:
Dadurch, dass die Lieferung und Bezahlung der Ware erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, besteht die Gefahr das zum Zeitpunkt der Fälligkeit des Futures der Abnehmer nicht abnimmt und bezahlt und der Lieferant nicht liefert. Um dieses Risiko zu vermieden, ist bei jedem Geschäft die Terminbörse selbst der Handelspartner beider Parteien. Dafür verlangt sie von jeder Partei eine Sicherheitsleistung, eine sog. Margin. Die aktuelle Margin für einen Crude Oil Kontrakt beträgt z.Zt. ca. 4.000 US$.
Organisation des Handels
Wer kennt sie nicht die Bilder wo Händler dicht gedrängt, wild gestikulierend nebeneinander stehen und per „Handschlag“ Geschäfte abschließen? So lief seit 1848 der Handel von Futures im sogenannten „Pit“ ab. Im Laufe der Zeit nahm die Anzahl der Händler immer mehr zu. Broker schossen wie Pilze aus dem Boden und jeder Broker hatte seinen eigenen Händler im Pit. Wenn es dann manchmal hektisch wurde, dann war es wichtig möglichst aus der Menge herauszuragen um entsprechende Geschäfte abschließen zu können. Folglich gingen die Broker dazu über Basketballspieler, die groß genug waren um den Pit zu überblicken, als Händler auszubilden und in den Pit zu schicken. Eine witzige Begebenheit!
Die größte Terminbörse der Welt ist die Eurex, die Terminbörsentochter der Deutschen Börse AG. 1990 noch als Deutsche Terminbörse (DTB) in Frankfurt gegründet, konnte die Eurex durch den Zusammenschluss mit der schweizer Terminbörse ein riesiges Wachstum erreichen. Der Hauptgrund dafür war, dass die Gründer von Anfang an auf den elektronischen Handel setzten. Es gab bei der Eurex nie einen Pit. Das führte dann in den 90 er Jahren zum großen Kampf: elektronischer Handel vs. Präsenzhandel. Eines der umsatzstärksten Futures ist heute der Bund Future. Hier wurde am härtesten gekämpft. Denn der Bund Future ist eigentlich eine Erfindung der Londoner Terminbörse (Liffe) gewesen. Dort wurde der Bund Future bereits seit 1987 in einem Pit gehandelt. Dies war den Gründern der DTB natürlich ein Dorn im Auge. Sie wollten unbedingt den Bund Future zum führenden Future der DTB bzw. später der Eurex machen, ihn quasi „nach Hause holen“. 1992 war es dann soweit, der Bund Future wurde an der DTB als ausschließlich elektronisch gehandelter Kontrakt eingeführt. London hatte 5 Jahre Vorsprung und hatte lange Zeit weitaus mehr Umsatz als die Eurex. Die Eurex versuchte nun durch den Vertrieb von Handelsbildschirmen in den USA immer mehr Umsatz vom Pit in London abzuziehen. 1999 war es dann soweit: Der Bund Future an der Eurex hatte das erste Mal mehr Umsatz als die Liffe. Denn mit der Etablierung des Internets im Future Handel starb schließlich auch der Pit in London aus. Heute gibt es nur noch den Bund Future an der Eurex als voll elektronisch gehandelten Kontrakt.
Über den Bund Future ist es den Händlern möglich 10 jährige Bundesanleihen auf Termin zu handeln. Wobei der Zinssatz hier fest bei 6% liegt. Da die Rendite heutiger Bundesanleihen weit unter 6% liegen, notiert der Kurs des Bund Futures weit über 100%, derzeit ungefähr bei 158%.
Heute verschwindet auch der Pit in Chicago immer mehr aus dem täglichen Handelsgeschehen. Der vollelektronische Handel mit automatischer Ausführung der Orders im Millisekunden Takt hat endgültig Einzug in die Börsenwelt erhalten. Nur dadurch ist es heute auch für den privaten Anleger möglich über das Internet von seinem heimischen PC aus am Futurehandel in Echtzeit teilzunehmen. Alles was er dazu braucht sind PC, Internetanschluss, mind. 10.000 Euro und einen Broker wie WH SelfInvest.
Letztlich ist es heutzutage möglich Futures rund um die Uhr zu handeln. So beginnt der Handel nachts um 1.00 Uhr unserer Zeit in Asien mit dem Handel des Nikkei Futures an der Singapore Exchange (SGX). Dann kommt Europa mit dem Handel von Dax, EuroStoxx und Bund Future am Morgen. Am Nachmittag, so um 14:00 Uhr unserer Zeit setzt dann der Handel zur Haupthandelszeit in den USA ein. Jetzt nehmen die Umsätze an der CME (Chicago Mercantile Exchange) und CBOT drastisch zu. Der Tag endet dann um 22:15 Uhr unserer Zeit. Dann legt nämlich auch Chicago eine kurze Pause von 15 min. ein, um dann um 22:30 Uhr den Handel wieder zu starten. Ein weiteres beliebtes Instrument zum Handel von Futures sind die Devisen, die ebenfalls rund um die Uhr an der CME gehandelt werden können. Hier stehen besonders Euro/US Dollar, Britisch Pfund/US Dollar und US Dollar/Japanischer Yen als die umsatzstärksten Devisenfutures im Fokus der Anleger.
Da jeder Future seine eigene Charakteristik was die Kursentwicklung, die Schwankungsbreite und die Trendstärke betrifft hat, ist die Auswahl des richtigen Marktes für den erfolgreichen Handel von Futures nicht ganz unwichtig. Allerdings gehört auch noch einiges an Wissen dazu. Man braucht eine Strategie und muss seine offenen Positionen immer gut im Auge behalten. Vor allem sollte man aber die Handelsbedingungen des Kontraktes kennen, den man handelt. Die Kontraktspezifikationen sind zwar standardisiert, die Fälligkeiten können jedoch je nach Markt an unterschiedlichen Tagen liegen. Hier werden leider die meisten Fehler gemacht! Da der Future ein unbedingtes Termingeschäft ist, müssen beide Seiten zwingend zur Fälligkeit liefern oder abnehmen. Natürlich ist es ein Märchen, dass dann evtl. ein Tankwagen vor der Tür erscheint, die Ihnen die auf Termin gekauften 1.000 Barrel Rohöl anliefern möchte! So läuft es nicht! Dennoch ist das Abnehmen der 1.000 Barrel in der Praxis ein teurer Spaß. So müssen Lagerkapazitäten in Lagersilos direkt an der Terminbörse angemietet werden und dann muss man das Öl zum Tagespreis am Spotmarkt wieder verkaufen. Der Preis ist dabei ungewiss, so dass hier erhebliche Verluste entstehen können. Deshalb sollte man sich rechtzeitig aus dem Markt auch wieder zurückziehen.
Was kann eigentlich als Future gehandelt werden?
Wie schon erwähnt, wurden zu den Anfängen ausschließlich lieferbare Waren über Futures gehandelt. Hochburg war und ist auch heute noch Chicago. Letztlich kann man heutzutage jedoch fast alles als Future handeln. So gibt es neben den Rohstoffen noch Devisenfutures , Aktienindizes wie Dax™, EuroStoxx™, Dow Jones™ oder S+P 500™, sowie die schon erwähnten Zinsfutures wie Bund Future oder T Note Futures.
Fazit
Der Handel von Futures ist eine sehr spannende und faszinierende Angelegenheit. Um auch erfolgreich handeln zu können, muss man über einen guten Broker, eine gute Handelssoftware und ein eigenes System zur Analyse der jeweiligen Basismärkte verfügen, aus dem lukrative Ein- und Ausstiege abgeleitet werden können. Ganz wichtig ist noch, dass die Handelssystematik in ein effektives Risiko- und Moneymanagement eingebettet wird. Dies ist für den erfolgreichen Handel unerlässlich! Die gute Nachricht hierbei ist, dass es heute sehr gute Möglichkeiten gibt einen Teil dieser Prozesse, oder sogar den ganzen Handelsprozess am heimischen PC zu automatisieren.