Kurzinterview: Daniel Schütz

Website: www.daniel-schuetz.de

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1. Welche Märkte handeln Sie und auf welchen Zeitebenen?

Daniel Schütz: Wenn es um das Trading geht, also die kürzeren Zeitebenen, dann bevorzuge ich ganz klar die Devisenmärkte. Die sind volatil und bis auf das Wochenende rund um die Uhr geöffnet. Das macht es sehr komfortabel, die eigene Strategie vorzubereiten

2. Wie effizient sind die Märkte aus Ihrer Sicht?

Daniel Schütz: Die Frage ist zu komplex, um sie in einem Satz abhandeln zu können. Lassen Sie mich die Frage so beantworten: Ich bin der Überzeugung, dass man aus einer fundamentalen Betrachtung in Kombination mit Mitteln der Technischen Analyse einen gangbaren Handelsansatz finden kann.

3. Wo sehen Sie Ihren konkreten Vorteil am Markt?

Daniel Schütz: Im Englischen sagt man so schön, dass jeder Trader seinen „Edge“, also seinen  Vorteil an den Märkten finden muss. Ich habe für mich herausgefunden, dass eine genaue Analyse meiner Trades eine enorme Verbesserung gebracht hat. Zu wissen, wo meine Stärken und Schwächen liegen, hat mein Trading enorm verbessert.

4. Können Sie uns einen typischen Gewinn-Trade zeigen?

Daniel Schütz: Da ich sowohl langfristig als auch auf der kurzen Zeitebene einen sehr einfachen Ansatz verfolge, verwende ich oft auch nur einfache Hilfsmittel. Ich zeige Ihnen ein Beispiel von gestern. Im vorliegenden Fall ist eine Bodenbildung zu erkennen. Wir schauen uns die Zeitperiode 9:00 Uhr bis 16:30 Uhr an. Gegen 15:00 Uhr durchbricht der Markt kurzzeitig den kleinen Abwärtstrend, um dann noch einmal nach unten die Tiefs von 13:30 Uhr zu testen. Mit der langen weißen Kerze markiert der Markt ein höheres Hoch. Nun habe ich das Problem, dass der Kurs schon relativ weit gelaufen ist. Um einen günstigeren Einstieg zu erhalten, messe ich mir die Strecke mit Fibonacci aus und warte auf einen 38,2 Prozent Rücksetzer. Dieser wird mit den zwei schwarzen Kerzen weit unterschritten.

EUR/USD Chart Fibonacci

Somit warte ich auf eine weitere Bestätigung. Diese folgt nach dem Doji mit der nächsten weißen Kerze. Der Einstieg erfolgt mit Eröffnung der nächsten Kerze. Der Stopp liegt unter dem Tief des Doji. Das Gewinnziel liegt in diesem Falle bei 161,8 Prozent vom Tief der Bodenbildung zum ersten höheren Hoch. Dieses wird an den Wendepunkt (Doji) abgetragen.

EUR USD Chart 10-Min Fibonacci

5. Wie sieht ein typischer Verlust-Trade aus?

Daniel Schütz: Den typischen Verlust-Trade brauche ich Ihnen nicht zu zeigen. Denn so viel Vorstellungskraft hat jeder. Grundsätzlich ist ein Stopp umso wichtiger, je kleiner die Zeitebene ist. Da sich dieser Trade auf dem 5-Minuten-Chart abspielte, ist ein Stopp unerlässlich. Ein Verlust-Trade wäre dann entstanden, wenn der Markt nach der weißen Kerze erneut gedreht hätte und unter den Doji gefallen wäre. Dann wäre der Stopp ausgelöst worden und ich hätte einen geringen Verlust realisiert.

6. Wie managen Sie Risiko und Chance einer Position beim Einstieg und danach?

Daniel Schütz: Auch das ist ein Thema, über das man den ganzen Tag sprechen kann. Insbesondere gehören das Risiko- und Money Management aus meiner Sicht zu den Schlüsselqualifikationen, die ein Trader beherrschen muss. Entwickelt sich eine Position in die gewünschte Richtung, hilft es mir psychologisch, ab Erreichen von 80 Prozent des Gewinnziels den Stopp zumindest auf Break Even zu setzen. Dann habe ich die Beruhigung, dass ich mit dieser Position im Normalfall nicht mehr verlieren kann.

7. Wie gehen Sie mit Ihren Gedanken und Emotionen im Trading um?

Daniel Schütz: Psychologie und Emotionen spielen beim Trading eine wichtige Rolle. Nach Ed Seykota, einem bekannten und erfolgreichen Trader aus dem Buch „Magier der Märkte“ besteht Trading zu 60 Prozent aus Psychologie, zu 30 Prozent aus Risiko- und Money Management und nur zu 10 Prozent aus der Handelsstrategie selbst. Dem kann ich mich nur anschließen. Daher ist es unbedingt erforderlich, die Emotionen zu kontrollieren. Aus meiner Sicht gelingt dies am besten durch eine gute Protokollierung der einzelnen Trades, sodass ich auch während das Handels weiß, wo ich aktuell stehe.

8. Was war für Sie rückblickend die wichtigste Aha-Erkenntnis im Trading?

Daniel Schütz: Viel bringt nicht viel. Das bedeutet, dass Trading-Erfolg und die Handelsfrequenz nicht unbedingt gleich laufen. Oft ist es effektiver, sich gut auf einen oder wenige Trades vorzubereiten und diese dann planvoll umzusetzen. Wird ein Trade nicht ausgelöst, ist dies nicht schlimm. Man kann den Markt nicht dazu zwingen, das zu tun, was man gerne hätte.

9. Was ist aus Ihrer Sicht der häufigste Fehler bzw. Trugschluss von Einsteigern?

Daniel Schütz: Dass Trading leicht verdientes Geld ist. Gerade im Zuge des Hypes um die Kryptowährungen kamen viele Trading-Anfänger auf mich zu und meinten, wie einfach man doch an den Märkten Geld verdienen könnte. Dem ist aber nicht so. Beim Trading kommt es nicht darauf an, kurzfristig und einmalig einen großen Gewinn zu realisieren. Wer Trading ernsthaft betreiben möchte, der sollte seine Strategie darauf ausrichten, kontinuierlich realistische Gewinne zu erwirtschaften. Trading ist eher ein Marathon als ein Sprint.

10.Sie sind neben dem Trading als Hobbyläufer aktiv. Sehen Sie Parallelen zwischen Börse und Sport?

Daniel Schütz: Ja, ich laufe sehr gerne und habe auch schon einige Marathons und Ultra-Läufe gemeistert. Natürlich liegen meine Zeiten dabei nicht im Spitzenbereich, was nicht zuletzt auch meinem Gewicht geschuldet ist. Aber darauf kommt es mir nicht an. Jeder Lauf stellt eine eigene Herausforderung da. Es geht darum, sich konsequent vorzubereiten, konzentriert zu bleiben und dann, wenn es darauf ankommt, sein Ding durchzuziehen und nicht aufzugeben. Den letzten Satz kann man auch eins zu eins aufs Trading übertragen.