Warum sich die Geschichte wiederholt

An der Börse scheinen sich bestimmte Dinge im Lauf der Zeit zu wiederholen. Diese Beobachtung ist nicht neu – ganz im Gegenteil. Schon immer gab es extreme Übertreibungen und Crashs. Es sind die typischen Muster, die die Märkte seit jeher ganz grundsätzlich geprägt haben.

Doch das ist noch nicht alles. Nicht nur an der Börse, sondern in vielen anderen Bereichen des Lebens kommen die gleichen oder ähnliche Dinge im Lauf der Geschichte immer wieder zum Vorschein.

Dazu gibt es ein bekanntes Zitat, das heute Mark Twain zugeschrieben wird. Obwohl nicht ganz klar ist, ob es wirklich von ihm stammt [1]:

“History doesn’t repeat itself, but it does rhyme.”

Die Dinge wiederholen sich nicht identisch, aber auf ähnliche Art und Weise. Fast so, als wäre der Verursacher identisch, nicht aber die Umstände, sodass es jedes Mal ein bisschen anders abläuft. Vielleicht hängt damit auch unsere Tendenz zusammen, zu glauben, dass diesmal alles ganz anders ist – was sich nicht selten als Irrglaube herausstellt.

Was aber ist der Grund dafür, dass sich die Dinge wiederholen? Ich denke das liegt daran, dass uns einfach die persönlichen Erfahrungswerte fehlen. Wir lernen zwar in der Schule, dass Krieg etwas schreckliches ist, aber haben es dennoch nicht am eigenen Leib spüren müssen. Es fehlt die tiefe emotionale Verknüpfung. Damit geht dem Ganzen ein bisschen die Grausamkeit verloren. So kann es passieren, dass die nächste Generation dazu tendiert, vielleicht wieder einen ähnlichen Fehler zu machen – indem unterschätzt wird, wie verheerend die Folgen wirklich sind.

Oder nehmen wir das Beispiel von Boom & Bust an der Börse. Wer die Euphorie der 1920er Jahre und den Crash von 1929 bis 1932 miterlebt (und überlebt) hat, wird davon auf Lebenszeit geprägt gewesen sein. Daher kam es aufgrund des kollektiven Gedächtnisses der Marktteilnehmer lange Zeit zu keiner Wiederholung dieser Exzesse.

Dann aber, Ende der 1990er Jahre, wiederholte sich die Geschichte ganz ähnlich. Wieder schienen die Bäume in den Himmel zu wachsen. Aber den neuen Marktteilnehmern, die den 1929er Crash nur aus den Geschichtsbüchern kannten, fehlte die Erfahrung. Und es fehlte die emotionale Verbundenheit mit den Folgen solcher Exzesse. Man ging davon aus, dass die neuen Zeiten mit den alten überhaupt nicht vergleichbar wären. Dabei waren es einfach nur andere Umstände – aber die zugrundeliegenden Treiber von Euphorie & Gier und anschließend Angst & Panik waren die gleichen wie schon immer.

Das reine Wissen über ähnliche frühere Situationen reicht nicht aus, zu verhindern, dass es erneut passiert. Wenn man selbst gesehen hat, wie Leute nach dem 1929er Crash aus Verzweiflung um ihre verspielte Existenz aus dem Fenster gesprungen sind, dann ist das etwas ganz anderes, als wenn man es schwarz/weiß in einem Geschichtsbuch sieht und meint, dass “damals alles ganz anders war”.

Erfahrungen muss man im Zweifel selbst machen. Gute wie schlechte. Deswegen machen Kinder auch manchmal Dinge, von denen ihre Eltern klipp und klar gesagt haben, dass es keine gute Idee ist. Und irgendwie sind wir doch alle ein bisschen wie Kinder, die erst im Lauf ihres ganzen Lebens wirklich “erwachsen” werden. Erwachsen in ihren persönlichen, emotionalen Erfahrungen.

Und so wird es wohl auch in Zukunft in jeder Generation einen Boom & Bust Zyklus geben. Der Verlauf wird immer etwas anders sein, da die Umstände andere sind. So wie die Tulpenblase im Jahr 1637 und die South Sea Bubble im Jahr 1720 anders waren als die Internetblase. Was aber gleich sein wird sind die Emotionen. Erst gibt es eine riesige Euphorie, die dann nach dem Höhepunkt Stück für Stück in Ernüchterung und später in Panik umschlägt. So wie es schon immer war.

Eine Erkenntnis, die wohl jede Generation auf eigene Faust lernen muss.


Quellen:
[1] Wikiquote, Talk:History, Zugriff am 21.09.2015,

https://en.wikiquote.org/wiki/Talk:History

Marko Momentum