Buchbesprechung: Optionsstrategien für die Praxis – So sichern Sie sich an der Börse ein regelmäßiges Einkommen

Börsenbuchverlag, 2011

In diesem Buch geht es nicht darum, ob bzw. wie man an der Börse reich werden kann. Stattdessen erklären die Autoren Jens Rabe und Kai Skoruppa, wie mit überschaubarem Zeitaufwand ein regelmäßiges Einkommen möglich wird. Die Autoren sind fest davon überzeugt, dass dies durch Einsatz von Stillhalterstrategien in Optionen möglich ist. Dabei folgt das Buch von Vornherein einem anderen Ansatz als die Mehrheit der Trading-Literatur: Statt zu fragen, wohin sich die Kurse wohl entwickeln, geht es darum herauszufinden, wohin sich die Kurse wahrscheinlich nicht bewegen. Diese Denkweise hat sich in der Praxis des Optionsverkaufs bewährt, da hier schon eine Seitwärtsbewegung und sogar eine leichte Bewegung in die „falsche“ Richtung Gewinne ermöglicht. 

Das Buch steigt mit einem typischen Beispiel ein, wie Privatanleger mit überzogenen Erwartungen an das (kurzfristige) Trading herangehen. Sie lassen sich von ihren Emotionen beeinflussen und scheitern damit früher oder später. Genau das soll mit dem strategischen Optionshandel vermieden werden. Anders als Optionsscheine, die Inhaberschuldverschreibungen eines Emittenten darstellen, sind Optionen echte Termingeschäfte. Dies ermöglicht neben dem Kauf von Calls und Puts auch das Schreiben dieser Optionen, also das Eingehen von Short- bzw. Stillhalterpositionen. Letzteres ist allerdings deutlich riskanter als der Kauf von Optionen, da die Verluste von Short Calls und Short Puts (nahezu) unbegrenzt hoch ausfallen können. Aus diesem Grund ist es wichtig, einen konservativen Ansatz zu wählen und genau zu wissen, wie man mit diesen Strategien umzugehen hat. Ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Stillhalterpositionen ist die Tatsache, dass die Mehrzahl der Optionen am Ende der Laufzeit wertlos verfällt. Dies betrifft insbesondere Puts (Calls) während eines übergeordneten Aufwärtstrends (Abwärtstrends) am entsprechenden Markt. Insgesamt profitieren Stillhalter davon, dass Optionen von vielen großen Marktteilnehmern nach wie vor überwiegend für Absicherungszwecke und nicht als Spekulationsobjekt eingesetzt werden, was entsprechend attraktive Prämien ermöglicht. 

Die Autoren favorisieren Short-Positionen in aus dem Geld liegenden Optionen. Insbesondere bei Einzelaktien sollten aber keine nackten Optionen verkauft werden, da es mitunter zu extremen Kurslücken und damit zu verheerenden Verlusten kommen kann. Als Alternative bieten sich Bull Put Spreads oder Bear Call Spreads an. Bei den verkauften Optionen wird eine Prämieneinnahme zwischen 400 und 500 US-Dollar angestrebt und ein Verlustlimit in Höhe des doppelten dieses Verkaufspreises einkalkuliert. Zudem gibt es die Regel, bei einem Buchverlust in Höhe von 50 Prozent eine Gegenposition zu eröffnen, die den möglichen späteren Verlust verringert, ohne dabei das Risiko zu erhöhen. Gewinne werden mitgenommen, wenn der Optionswert nur noch 20 Prozent des Verkaufspreises beträgt. Das Eröffnen neuer Positionen bietet dann mehr Potenzial als der verbleibende Restwert der alten Optionen.

Fazit                                                                                         

Im Verlauf des Buchs werden die Grundlagen von Optionen, konkrete Handelsansätze und die Umsetzung eines Optionsportfolios in der Praxis beschrieben. Dabei wird dem Leser klar, dass erfolgreicher Börsenhandel kein Sprint, sondern ein Marathon ist. Es ist viel wahrscheinlicher, 20 Prozent pro Jahr mit einer soliden Strategie zu verdienen als zu versuchen, mit kurzfristigem Trading „schnell reich“ zu werden. Die im Buch beschriebene Methode benötigt mit 50 bis 150 Trades im Jahr vergleichsweise wenig Zeitaufwand und kann auch nebenberuflich betrieben werden.

10 Erkenntnisse aus dem Buch:

  1. Börse muss im Grundsatz möglichst einfach sein
  2. Stillhalter in Optionen lassen die Zeit und die Wahrscheinlichkeit für sich arbeiten
  3. Man muss felsenfest davon überzeugt sein, dass der eigene Handelsansatz auf Dauer Gewinne generiert
  4. Positionen sollten klein sein und keine großen Emotionen auslösen
  5. Die Mehrzahl der Optionen verfällt am Laufzeitende wertlos
  6. Immer in Richtung des übergeordneten Trends handeln
  7. Kein Verkauf nackter Optionen bei Aktien, nur Spread Trades
  8. Märkte und Strategien vermischen für bessere Diversifikation im Portfolio
  9. Die wichtigste Ausstiegsfrage lautet: Möchte ich diese Position noch besitzen?
  10. Niemals eine Position in Schieflage so rollen, dass sich deren Kontraktzahl (und damit das Risiko) erhöht