Genau wie die Finanzmärkte ist auch die Fußball-Welt kein statisches Gebilde. Moderner Fußball ist heute nicht der gleiche wie der von vor zehn Jahren und schon gar nicht das Spiel der 70er Jahre. Zumindest, wenn Sie erfolgreiche Fußball-Nationen wie Spanien und Deutschland näher betrachten.
Und dass gerade ein Team mit so viel Talent wie den Niederlanden nach drei verlorenen Spielen in der Vorrunde wieder nach Hause muss, zeigt die Veränderung nur allzu deutlich. Es genügt im modernen Fußball offenbar nicht, viele talentierte Spezialisten nebeneinander aufzustellen. Mit Talent allein holst Du keinen Titel.
Bis vor kurzem war es üblich, dass die Spieler von ihrem Trainer eine sehr spezifische Aufgabe erhielten. Sie mussten z.B. einen gefährlichen Mittelfeldspieler der gegnerischen Mannschaft schärfstens bewachen. Oder sie sollten von der rechten Seite mit dem Ball nach vorne stürmen, um einem wartenden Stürmer eine geeignete Kopfballvorlage zu geben. Das alles gibt es natürlich auch heute noch, es ist aber nicht mehr ausreichend, um ein Turnier wie die Europameisterschaft zu gewinnen.
Fußball wird zunehmend von Allroundern oder Alleskönnern dominiert, zu jeder Zeit des Spiels vom Angriff auf die Verteidigung wechseln können und umgekehrt. Diese eher unauffälligen Spieler (wie Samir Nasri oder Sami Khedira) werden auf diese Spielweise bereits in ihrer Jugend in diversen Schulen des FC Barcelona z.B. oder ähnlichen Trainingslager vorbereitet. Sie müssen lernen, Positionen oft zu ändern. Im deutschen Trainingslager wird dies schon nach wenigen Sekunden durch einen Pfiff praktiziert. Angreifen, verteidigen, angreifen, verteidigen, etc. Diese Spieler sind fleißige Diener des Ganzen. Sie zeichnen sich weniger durch geniale Handlungen aus, sondern durch das konstruktive Mitdenken im Kollektiv.
Sie sind auch die gleichen Leute, die in weniger als einer Sekunde Konter einleiten und sogar mittels eines einzigen Passes die Verteidigung des Gegners aushebeln. Diese Spieler sind in der Lage zu jeder Zeit des Spiels die gesamte Dynamik des Spiels zu überschauen. Sie sind nicht wie ihre berühmten Ego’s (die Ronaldos und Robbens) nur mit den speziellen Aufgaben betreut, welche der der Trainer für den Wettbewerb ausgegeben hat. Sie können zu jeder Zeit jede Aufgabe wahrnehmen.
Was hat das alles jetzt mit den Finanzmärkten zu tun? Die erfolgreichsten Trader sind die Menschen, die nicht nur ihr Auge auf einen bestimmten Markt gerichtet haben. Sie haben zu jeder Zeit des "Spiels" alles vor Augen. Sie schauen auf die großen Indizes wie DOW, S&P500, NASDAQ und DAX. Aber auch EUR/USD, Gold und Öl haben Sie stets im Blick, genauso wie eine graphische Darstellung des wichtigsten europäischen Rentenmarkts, dem Bund-Future (siehe Screenshot).
Sie behalten also stets den Überblick und wissen, in welche Märkte das Kapital strömt. Geht der Trend zu mehr Risiko, dann steigen in der Regel die Aktien und der Euro gewinnt gegenüber dem US-Dollar. Setzen die Big Player eher auf Risikovermeidung, dann steigt der US-Dollar überdurchschnittlich und der deutsche Bund-Future wird gekauft. Kommt es gar zu Angst oder Panik, dann schießt das Gold nach oben.
Dieses Szenario ist zwar ein bisschen zu einfach, aber im Allgemeinen ist es wahr. Erst wenn der moderne Trader einen guten Überblick von dem hat, was so passiert, dann erst geht er auf die Suche nach einem guten Setup für seinen Handel in diesen Märkten und nicht umgekehrt. Er ist wie einer jener unauffälligen Allrounder, dessen Fähigkeit es ist, jederzeit den Überblick über das Geschehen zu haben und zum richtigen Zeitpunkt den gefährlichen Pass zu spielen.